1925 Sticht
Zwischen drei jungen Bäumen sitze ich vorm Haus auf der
Gassen. Eine Taube kommt auf mich zu, biegt dann jedoch ab. Ich höre Stimmen
und Autos, sehe die Sprechenden und Fahrenden nicht. Mutter mit Kind eilt
vorbei. Eine feine Brise streichelt meine nackten Beine und die Ästchen der
lichten Bäume. Drei Tauben nicken sich näher, vier, fünf …
Das „Königreich“ ist offen. Eine Taube am Gehsteig peilt es
an, geht aber nicht in den Saal.
Die Sonne sticht und scheint mir ins Gesicht. Ich setze mich
um.
Nun habe ich den offenen Königreichsaal im Rücken.
Hoffentlich bekomme ich davon keine Kreuzschmerzen.
Nun scheint mir die Sonne nicht mehr ins Gesicht, dafür aber
blenden mich die weißen Blätter meines Notizbuches und ich muß die Augen ganz
schmal zusammenzwicken.
Viele Autos stehen herum und verstellen mir die Sicht; in
einem – ich bemerke es erst jetzt – sitzt eine junge Frau. Beschattung? Wer
wird beschattet? Warum wird beschattet? In wessen Auftrag wird beschattet? Da
hilft eine Wolke mit und beschattet auch mich. Bin ich es? Unter welchem
Verdacht stehe ich?
Das Sitzen und Schreiben im Freien ist selten so toll, wie
ich es mir vorher vorstelle.
Ich blicke noch auf unser Haus. Die Beschatterin startet ihr
teures Auto. Jetzt kommt ein festerer Mann und steigt ein und sie fahren
gekonnt davon. Die Tür zum Königreich ist nun zu. Doch keine Beschattung! Auch
die Wolke hat sich vertschüsst (Adios!).
Ich schaue wieder auf „unser“ Haus und betrachte unsere vier
gekippten Fenster.
Nein, das da ist nichts! Ich gehe wieder in die Wohnung
hinauf.
Die vielen Zigarettenstummel zu meinen Füßen und unter der
Bank fallen mir noch auf.
(22.7.2020)
©Peter Alois Rumpf,
Juli 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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