Donnerstag, 23. Juli 2020

1925 Sticht


Zwischen drei jungen Bäumen sitze ich vorm Haus auf der Gassen. Eine Taube kommt auf mich zu, biegt dann jedoch ab. Ich höre Stimmen und Autos, sehe die Sprechenden und Fahrenden nicht. Mutter mit Kind eilt vorbei. Eine feine Brise streichelt meine nackten Beine und die Ästchen der lichten Bäume. Drei Tauben nicken sich näher, vier, fünf …
Das „Königreich“ ist offen. Eine Taube am Gehsteig peilt es an, geht aber nicht in den Saal.

Die Sonne sticht und scheint mir ins Gesicht. Ich setze mich um.
Nun habe ich den offenen Königreichsaal im Rücken. Hoffentlich bekomme ich davon keine Kreuzschmerzen.

Nun scheint mir die Sonne nicht mehr ins Gesicht, dafür aber blenden mich die weißen Blätter meines Notizbuches und ich muß die Augen ganz schmal zusammenzwicken.

Viele Autos stehen herum und verstellen mir die Sicht; in einem – ich bemerke es erst jetzt – sitzt eine junge Frau. Beschattung? Wer wird beschattet? Warum wird beschattet? In wessen Auftrag wird beschattet? Da hilft eine Wolke mit und beschattet auch mich. Bin ich es? Unter welchem Verdacht stehe ich?

Das Sitzen und Schreiben im Freien ist selten so toll, wie ich es mir vorher vorstelle.

Ich blicke noch auf unser Haus. Die Beschatterin startet ihr teures Auto. Jetzt kommt ein festerer Mann und steigt ein und sie fahren gekonnt davon. Die Tür zum Königreich ist nun zu. Doch keine Beschattung! Auch die Wolke hat sich vertschüsst (Adios!).

Ich schaue wieder auf „unser“ Haus und betrachte unsere vier gekippten Fenster.

Nein, das da ist nichts! Ich gehe wieder in die Wohnung hinauf.

Die vielen Zigarettenstummel zu meinen Füßen und unter der Bank fallen mir noch auf.






(22.7.2020)








©Peter Alois Rumpf,  Juli 2020  peteraloisrumpf@gmail.com

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