Montag, 27. Juli 2020

1926 Gestopft


Ich bin auf meine drei magischen Pölster gegen die Rückwand meines Bettes gelehnt, Hintern und Fußsohlen auf die Tagesdecke gedrückt und ich verrate dies: der unterste Polster ist der größte, jedoch in einen viel zu kleinen Überzug, der mit dem der Bettdecke übereinstimmt und auf weiß gedruckte blaue romantische Landschaftsszenen zeigt, gestopft, was eine pralle Unterlage ergibt.
Der nächste in diesem anlehnungsdedürftigen Aufbau ist ein ganz weicher, flacher, dünner Polster, aber in der Flächenausdehnung der größte, einst von meiner jüngeren Tochter für mich gebatikt, in schönem Blau ein weißes Schneeflockenmotiv; auf der Rückseite die Aufschrift: Papas Schnarchplatz. Übrigens: die hölzerne Klappe des kleinen Lüftungsfensters (ohne Glas) zur wohnungsinternen Stiege hin, direkt über meinem Kopf, trägt ein angetackertes, von meiner älteren Tochter gestaltetes Tür- respektive Fensterschild aus Papier mit der bunten und schön ausgezierten Aufschrift „Papa“ plus Rufzeichen.
Der dritte Polster, auf dem dann endlich mein Haupt ruht, ist der kleinste, immer abwechselnd in mexikanischen handgefertigten Überzügen gehüllt. Jetzt in den mit dem gestickten roten Vogel mit roter Blume im Schnabel und einen roten Hasen oder hasenähnlichem Tier mit langen Ohren, aber langem, buschigen Schwanz. Der zweite zurzeit unbenützte Überzug zeigt in leichtem, hellen Braun gestickte Hasenartige, einige Pflanzen und zwei Bienen.

Es ist Vormittag; ich bin früh aufgestanden, denn ich habe heute einiges vor, bin jetzt aber sehr müde und raste mich ein wenig aus.

Rechts von mir lehnt an der Wand ein Zierpölsterchen, das ich nicht benutze, weil ich es nicht anschwitzen will. Es zeigt ein Photo „meines“ Nicht-Enkelkindes, das ihren Teddybären küßt.


Und plötzlich entdecke ich, dass sich die Berge und Hügel auf meinem Rettenschösser Landschaftbild in deformierte Insekten verwandelt haben.












(24.7.2020)











©Peter Alois Rumpf,  Juli 2020  peteraloisrumpf@gmail.com

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