1928 Die Große Andere Blase
Die Arbeiterstimmen aus dem Lichtschacht versetzen mich in
meinen langsamen Morgen in lähmenden Alarm; mein Herz klopft aufgeregt; ich
rühre mich nicht, stelle mich in innerer Panik tot.
Dann gehen sie und es ist wieder still, ganz still, aber
mein Alarmzustand braucht noch lange, bis er abzusinken beginnt.
Ich öffne die Augen und mein so oft benutzter CD-Player ist
mir so fremd, dass ich ihn nicht erkenne und meine Wahrnehmung ihn nicht
zusammenbauen kann, sondern mir für ein paar Sekunden das Bild eines fremden,
absurden Objekts liefert.
Warum denke ich an Jesus von Nazareth? Er passt doch jetzt
überhaupt nicht her.
Absolute Stille.
Mein Geschäft ist eine reiche Beute geschäftstüchtiger
Kasimiren.
Schließe ich die Augen, ist es sofort vollkommen finster.
Ich tauche ab in den Schlaf und dann treibt mich der
Auftrieb bis fast an die Oberfläche, ich sinke wieder hinab und komme wieder
herauf. Ich schlafe ein und wache beinah auf, ich schlafe wieder ein und komme
wieder an die Oberfläche, ohne jedoch die Membran zwischen Traumwelt und
Wirklichkeit zu durchstoßen. Lange bleibe ich noch in dieser Großen Anderen
Blase, auch wenn ich durch die durchsichtige Hülle schon die Realität erkennen
kann.
Um 10:46 weckt mich eine uninteressante Werbenachricht am
Handy und scheucht mich durch die zerreißende Traumhülle in diese sogenannte
Welt.
(28.7.2020)
©Peter Alois Rumpf, Juli 2020 peteraloisrumpf@gmail.com
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