Donnerstag, 30. Juli 2020

1932 Ich pflege die selektive Wahrnehmung


Vor einem Max-Weiler-Bild im Raum der Abstraktion. Ich bilde mir ein, man kann spüren, dass er nach der Natur abstrakt gemalt hat – vielleicht täusche ich mich auch. Sonst spricht und mutet mich wenig an, aber mein erster Rundgang in der Neuen Albertina war oberflächlich.

Aber hier in diesem Bild reißt etwas auf und tut sich ein Abgrund auf, der in Struktur und Beschaffenheit unseres Universums begründet ist.
Je länger ich hinschaue, desto tiefer gerate ich hinein in diese Falle der zweiten Aufmerksamkeit. Aber ich will es ja so. Man blickt durch, dahinter und noch weiter (wie viel sonst in diesen Hallen herumhängt, das mir stumpf bleibt).

Ich betrachte das zweite Weiler-Bild, hier drängt die Wirklichkeit eher heran, als dass sie einen Sog entwickelt. Sie kann jedoch nicht alles im gesamten Bildfeld abdecken und gibt einen großen Durchblick frei.
Blicke ich länger auf die geballte Herandrängung wird aus sie durchlässig, leicht und durchscheinend. Mir kommt der Gedanke, der Weiler muß da das Herandrängende mit genau platzierten Pinselstrichen bannen, noch mehr jedoch die Bereiche des Bildes der Wirklichkeit, wo das Herandrängende nicht alles abdecken kann (alle endliche Unendlichkeit auf einmal ist einfach zu viel).

Meine Blicke streifen die herumwandernden schönen Frauen, aber keine Sorge, die Bildanziehungskraft hat mich schon im Griff und veredelt mich, weist mir die Richtung in ein höheres Stadium.

Ah! Jetzt seh ich es! Es ist eine abstrakte Himmelfahrt (mir wurscht, was der Weiler dazu sagen würde): nur dass es die Dinge sind, die auffahren. Die geballte Energie steigt auf, steigt auf.

Und wenn doch gar nichts dahinter ist, hinter dem Wahrgenommenen?  Vier, fünf Stellen im Bild, wo sogar das dahinter aufreißt, lassen das ahnen. Nichts?

Ich meine die Wirklichkeit. Die beiden Bilder sind großartig, wenn ich das sagen darf.









(30.7.2020)










©Peter Alois Rumpf,  Juli 2020  peteraloisrumpf@gmail.com

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