Montag, 3. August 2020

1936 Landregen

Ich schaue aus dem offenen Fenster hinaus und in den wunderbaren Landregen hinein. Hinter dem Vorhang aus fallenden Wassertropfen sehe ich zwei Baumkronen-Kreissegmente (ich sitze, ich stehe nicht) und den dichten Wald auf dem langestreckten Felsrücken, der die Thaya begleitet, die ihn dort nicht wegsschieben konnte; ein kleines Stück Straße, Wiesen, einen Pferdestall.

Nebelschwaden ziehen recht flott nach links, sie steigen aus den Wiesen und Wäldern und schon sind sie weg. Die Thaya rauscht wie immer in der genau richtigen Lautstärke: übertönt nichts wichtiges, aber hält gemeinsam mit der minimal music des Regens die meisten Geräusche in einer meditativen Symphonie zusammen und in den Wiesengründen bilden sich große Lacken.

Der Regen wird schon dünner, die Wolken ziehen stärker nach links; das muß ungefähr Osten sein.

Die  staubgereinigte Luft duftet frisch und kühl, ein Falke – glaube ich – oder  gar ein Habicht – es ging so schnell – stürzt sich vom Schloßdach über mir in den Schloßgraben tief unter mir. Der Regen läßt weiter nach und die abziehenden Nebelschwaden werden mehr.

Ohne den Begleitgesang des Regens werden die fernen, von weitem herbeigetragenen, eigentlich unglaublich lauten Autogeräusche – Motoren und die Reifen auf dem nassen Asphalt – wieder deutlich herausgehoben.

Vor lauter Wald sehe ich nur einzelne Bäume einzeln, die jedoch stehen stolz und prächtig, oder stolz und krank vor dem Nebelgrau. Der Regen ist in Nieseln übergegangen. Es wird trotz geschlossener Wolkendecke heller  und heller.

 

 

 

 

(3.8.2020)

 

 

 

 

©Peter Alois Rumpf      August 2020    peteraloisrumpf@gmail.com


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite