1936 Landregen
Ich schaue aus dem offenen Fenster hinaus und in den
wunderbaren Landregen hinein. Hinter dem Vorhang aus fallenden Wassertropfen
sehe ich zwei Baumkronen-Kreissegmente (ich sitze, ich stehe nicht) und den
dichten Wald auf dem langestreckten Felsrücken, der die Thaya begleitet, die
ihn dort nicht wegsschieben konnte; ein kleines Stück Straße, Wiesen, einen
Pferdestall.
Nebelschwaden ziehen recht flott nach links, sie steigen aus
den Wiesen und Wäldern und schon sind sie weg. Die Thaya rauscht wie immer in
der genau richtigen Lautstärke: übertönt nichts wichtiges, aber hält gemeinsam
mit der minimal music des Regens die meisten Geräusche in einer meditativen
Symphonie zusammen und in den Wiesengründen bilden sich große Lacken.
Der Regen wird schon dünner, die Wolken ziehen stärker nach
links; das muß ungefähr Osten sein.
Die staubgereinigte
Luft duftet frisch und kühl, ein Falke – glaube ich – oder gar ein Habicht – es ging so schnell – stürzt sich
vom Schloßdach über mir in den Schloßgraben tief unter mir. Der Regen läßt weiter
nach und die abziehenden Nebelschwaden werden mehr.
Ohne den Begleitgesang des Regens werden die fernen, von weitem
herbeigetragenen, eigentlich unglaublich lauten Autogeräusche – Motoren und die
Reifen auf dem nassen Asphalt – wieder deutlich herausgehoben.
Vor lauter Wald sehe ich nur einzelne Bäume einzeln, die
jedoch stehen stolz und prächtig, oder stolz und krank vor dem Nebelgrau. Der
Regen ist in Nieseln übergegangen. Es wird trotz geschlossener Wolkendecke
heller und heller.
(3.8.2020)
©Peter
Alois Rumpf August 2020 peteraloisrumpf@gmail.com
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