1824 Keine Literatur!
Ich sitze in einem Riesenhof vor einem wasserlosen
Springbrunnen, blicke auf ein Dachreitertürmchen mit Uhr, die eine falsche Zeit
anzeigt, weil sie steht. Inspiration kommt nicht. Über die falsche Zeit zu
plaudern kommt mir zu blöd vor, alles viel zu kompliziert und viel zu mühsam zu
beschreiben. Ich lauere, suche, warte zu sehr. Ach, Schluß!
„Es ist nicht notwendig, dass du aus dem Haus gehst. Bleib
bei deinem Tisch und horche. Horche nicht einmal, warte nur. Warte nicht
einmal, sei völlig still und allein. Anbieten wird sich dir die Welt zur
Entlarvung, sie kann nicht anders, verzückt wird sie sich vor dir winden.“
(Franz Kafka, Zürauer Aphorisemen (109))
Das ist Literatur!
Zwei slawische Frauen, die sich gerade dort drüben
hinsetzen, ziehen ihre Militärjeansjacken ab und ich kann ihre schönen runden
Bäuche, ihre schönen runden Schenkel, ihre schönen, runden, kräftigen Brüste
durch ihr eng anliegendes Gewand und ihre schönen runden Gesichter sehen.
Seht ihr?! Ich will viel zu viel! Nicht wollen, nur warten,
nicht warten, nur sehen. Vom Warten kann ich nicht weiter herunterschalten. Die
Welt öffnet sich nicht, nur mein inneres Gedankenchaos und verheimlichte
gewöhnliche Wünsche.
Also: keine Literatur!
(5.5.2020)
©Peter Alois Rumpf, Mai 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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