Mittwoch, 6. Mai 2020

1824 Keine Literatur!


Ich sitze in einem Riesenhof vor einem wasserlosen Springbrunnen, blicke auf ein Dachreitertürmchen mit Uhr, die eine falsche Zeit anzeigt, weil sie steht. Inspiration kommt nicht. Über die falsche Zeit zu plaudern kommt mir zu blöd vor, alles viel zu kompliziert und viel zu mühsam zu beschreiben. Ich lauere, suche, warte zu sehr. Ach, Schluß!

„Es ist nicht notwendig, dass du aus dem Haus gehst. Bleib bei deinem Tisch und horche. Horche nicht einmal, warte nur. Warte nicht einmal, sei völlig still und allein. Anbieten wird sich dir die Welt zur Entlarvung, sie kann nicht anders, verzückt wird sie sich vor dir winden.“ (Franz Kafka, Zürauer Aphorisemen (109))

Das ist Literatur!

Zwei slawische Frauen, die sich gerade dort drüben hinsetzen, ziehen ihre Militärjeansjacken ab und ich kann ihre schönen runden Bäuche, ihre schönen runden Schenkel, ihre schönen, runden, kräftigen Brüste durch ihr eng anliegendes Gewand und ihre schönen runden Gesichter sehen.

Seht ihr?! Ich will viel zu viel! Nicht wollen, nur warten, nicht warten, nur sehen. Vom Warten kann ich nicht weiter herunterschalten. Die Welt öffnet sich nicht, nur mein inneres Gedankenchaos und verheimlichte gewöhnliche Wünsche.

Also: keine Literatur!











(5.5.2020)











©Peter Alois Rumpf,  Mai 2020  peteraloisrumpf@gmail.com


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite