1816 Aufstehen
Ich schaff's nicht. Ich schaff es nicht aufzustehen und den
versprochenen Beitrag zum Osterfestmahl zu leisten. Ich scheiß auf Ostern und
die Auferstehung kann mir gestohlen bleiben. Die Auferstehung bleibt mir sowieso gestohlen, die Voladores haben ganze Arbeit geleistet. Ich hänge zwischen den
Welten und bin nirgends daheim. Ich habe keine Lust, Ostern als blindes
Familienfest und/oder als nicht minder blindes, unverstandenes Kirchenritual zu
feiern (die Himmelfahrt wäre eigentlich das Entscheidendere), aber darüber
hinaus in den wirklichen Be-Reich komme ich ich auch nicht. Der Zugang zum
Eigentlichen, das Himmeltor ist gesperrt, kann es aber nicht aufgeben, dort
herumzuhocken, also bin ich unreif in beiden Reichen.
Herunten bin ich einsam dort wie da, dort wie da fühle ich
mich unverstanden, da wie dort störe ich die Übereinkunft allein durch meine
Anwesenheit und bin deplatziert, denn in mir brennt ein Feuer, von dem niemand
etwas wissen will.
Nein, ich stehe heute nicht auf.
Der Entschluß, im Bett liegen zu bleiben, befreit mich von
großer Last und tiefe Seufzer der Erleichterung können meine wehe Brust ein
wenig weiten.
Ich vergrabe mich in meinen Heuhaufen und mein Selbstmitleid
und warte auf das oder ein Ende.
Vergeßt mich!
Aber da wie dort bin ich inkonsequent.
Eine Stunde später: mein Anfall von Schwermut ist vorbei und
ich bin aufgestanden, bereit, in meinem gescheiterten Leben weiterzutaumeln und
die Krennsoße und die Erdäpfel zu kochen.
Halleluja ist nicht angebracht.
(12.4.2020)
©Peter Alois Rumpf, April 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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