Mittwoch, 1. April 2020

1809 Ich werde das Licht aufdrehen


In die langsam niedersinkende Dämmerung, die doch in Wahrheit von unten herauf steigt, blüht der Kirschbaum her, die Robinia Pseudaccacia und die Essigbäume warten noch, wie immer. Der Weidenbaum schlägt auch schon aus und der im Herbst niedergestutzte Holunder, wie ich immer dazusage: der Baum der Frau Holle, vor dem man den Hut ziehen sollte, der Holler also hat den ganzen Winter über seine nach der Attacke frisch ausgetriebenen Blätter behalten.

Wind geht keiner, im Moment hält er sich an die Ausgangssperre.

Die grauen weißen Wolken zeigen noch gelbe Flecken und rosa Flächen.

Der Abend, die schwierigste Zeit für alle Süchtigen, die Flaute zwischen Tag und Nacht, die ja besser definiert sind, als die Grenzen und Übergänge, dieses Niemandsland, wo die Trauer kommt oder die Angst und niemand weiß, was er tun kann, wenn er sich nicht ablenkt und nicht gleich das Licht aufdreht.

Das schöne Gewirr der weißen und grauen Äste und Zweige wird immer dunkler und grauer.

Ein Amslerich setzt sich nieder und verschwindet wieder – ich nehme an, er ist davongeflogen, während ich meine Augen auf das Papier gerichtet hatte.

Auch ich stehe jetzt vom Stuhl auf und erhebe mich und werde das Licht aufdrehen.










(31.3.2020)










©Peter Alois Rumpf,  März 2020  peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite