Montag, 16. Dezember 2019

1661 Der verschwundene Staub


In meinem Zimmer ist alles ungewöhnlich klar, als hätte ein Gewitter die Luft gereinigt. Alles ist von klarer Gestalt und die Konturen sind scharf. Das gilt auch für die Bilder an der Wand, besonders für das ganz rechts. Selbst das Surren ist sehr schrill und außerordentlich scharf.

Als gäbe es keinen Staub in meinem Zimmer, aber das kann nicht sein! Hat meine Frau … oder meine Tochter heimlich? Nein, nein.

Ich warte darauf, daß sich irgendetwas offenbart und zeigt und deshalb blicke ich suchend im Zimmer herum, ob irgendwo eine Botschaft versteckt ist, denn das kann alles kein Zufall sein!

Hat jemand heimlich die Fenster geputzt? Das kann und darf nicht sein!, darum erhebe ich mich nicht vom Bett um zum Fenster zu gehen. Schon längst ist es wieder finster draußen. Auch die Bilder und Zettel, all das an die Wand Gestiftelte und Getackerte hängt viel akkurater und glatter als sonst.

Wurde mir von den kosmischen Mächten ein Schleier vom Gesicht weggezogen? Haben sie hier geputzt? Oder im Gegenteil: haben sie mir gnädigerweise einen Wahrnehmungsverschönerer verpasst? Steh ich unter mir unbekannten Drogen? Irgendeine kumulative Wechselwirkung zweier Nahrungsmittel zum Beispiel oder eine krasse Mischung von Weiß-der-Teufel-was mit meinen Medikamenten? Hat sich eine jahrelange Verschleimung gelöst, die mein Geschau jahrelang getrübt hat? Oder umgekehrt? Wie kann bei klarerem Sehen Staub verschwinden?

Ich könnte es auch von der anderen Seite her angehen: was genau meint der Wiener Ausdruck „schaasaugert“?

Dann bin ich eingeschlafen und erst gegen sechs Uhr Abend wieder aufgewacht.









(16.12.2019)









©Peter Alois Rumpf,  Dezember 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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