1654 Modern Dance
Gleich nach Aufwachen und Aufstehen mußte sich meine
Wahrnehmung erst zurechtfinden; die einzelnen Bildelemente ruckelten noch ein
wenig, bevor sie mit ihrer Position zufrieden waren und still hielten.
Jetzt schaue ich wieder in den grauen Morgen hinaus und
registriere einen bläulichen Unterton, besonders am kahle Geäst, das sich
wieder einmal in seinem schlichten Drehtanz – einmal hin, einmal her,
rundherumm das wär zu schwer – gefällt.
Der vollgearbeitete Holzboden – vor allem Farbkleckse, aber
auch andere Schrunden – reflektiert das graue Licht von draußen und glitzert es
so auf, daß es mich beinah blendet.
Die Spalten im Parkett durchlaufen diesen Glanz wie eine
schwarze, gezackte Naht.
Ganz majestätisch wiegen sich die kahlen Bäume, ändern
plötzlich die Bewegungsrichtung, verschieben sich gegeneinander, drehen sich
miteinander; eine spannende und eindrucksvolle Performance, ernsthaft,
tiefsinnig, ausdrucksstark und ehrfurchtgebietend wie gelungener Modern Dance
auf der Höhe der Zeit.
Das Grau des Himmels beginnt sich zu lichten, ein helleres
Leuchten kommt durch, und das Himmelblau und das Gelb des Sonnenlichts kündigen
sich schon an.
Ich liebe diese menschenleere Welt. Wie lange ich sie
menschenleer lieben würde, das weiß ich nicht, aber die menschenleere Welt
beruhigt mich.
Der Wind mischt das Baumballett ordentlich auf und wird dann
wieder zärtlich.
Wenn ich das Wort „Publikation“ höre, wird mir schon
schlecht. Damit möchte ich nichts zu tun haben!
(13.12.2019)
©Peter Alois Rumpf, Dezember 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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