1645 Die Lichterwählten
Im mehrfach gelben Innenlicht schreibe ich mit einem Anflug
von schlechtem Gewissen – weil unzensuriert – da...
Aus.
Ich gehe liegen.
Aus.
Wie in einem postejakulativen Zustand ohne Ejakulation,
alles verschwommen, alle meine Grenzen, alle Konturen, meine Substanz, das
Herzklopfen, die innere Leere (die unechte) …
Ein Mord? Mein Gedächtnis läßt mich im Stich.
Der Lastkraftwagen kann im kleinen Hof kaum reversieren.
Onkel Ich könnte dabei den Verstand verlieren.
Doch alles ist schon ein wenig fester. Die Luft strömt in
die vollgestopfte, eingedellte innere Leere und dehnt sich aus.
Der Kampf um die wrestlichen Damen beginnt; nur ich habe das
verstanden.
Nagehbitte! Aus.
Heute trifft die auserwählten Äste und Zweige das gelbe
Sonnenlicht und eine leichte Brise freut sich und bringt sie zum Tanzen, hin
und her, hin und her, sowohl die Lichterwählten als auch die im Schatten wiegen
sich sanft.
Dann fährt der Wind rein und bringt die Baumkronen nach
seinem Pfeifen zum Hüpfen.
Mehr fällt mir nicht mehr ein.
Das gelbe, strahlende Sonnenlicht, als ich es auf den Weg
über die Augen in mich hineinlasse, ruft eine so ungeheure und ungeheuerliche
Sehnsucht nach dem Leben hervor, daß es weh tut, richtig weh tut.
Ganz einfach: ich schaue etwas länger auf irgendeinen der
Zweige im Sonnenschein, konzentriere mich auf das Gelb, das Strahlende und –
wusch! - schon ist die ganze Sehnsuchtsgeschichte meines ganzen Lebens da, mit
den hoffnungsvollen und unglücklichen Sommern meiner Kindheit und Jugend, die
dann jedesmal enttäuschten Optimismen unzähliger Morgenstunden ... alles
plötzlich so dicht und präsent …
Der Wind ist mir gnädig und spielt zu einem aufwühlenden
Tanz auf und bricht damit meine Fixierung.
Darüber ein Streifen von Himmel in weißlichem Blau.
Kleine Schatten, die über die Äste springen.
Langsam verliert das Sonnenlicht seinen Optimismus und wird
fader, schwächlicher, blaßer. Es ist immer noch schön, aber meint nicht mich.
Ich werde zum bloßen Zuschauer.
Ich starre wieder aufs Licht auf den Ästen, aber nichts
geschieht mehr.
Ich werde sehr, sehr müde; die Augen fallen mir immer wieder
zu.
(9./10.12.2019)
©Peter Alois Rumpf, Dezember 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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