1642 Štuß
Wiewohl ich mir seit meiner Acht-Uhr-Morgen-Regel den
Mittagsschlaf erlaube – nach sorgfältiger Überprüfung entlang aller
Vorschriften meiner inneren Glaubenskongregation und der petrinischen Edikte –
habe ich ihn kaum in Anspruch genommen. Nur am heutigen Sonntag, an dem ich
erst gegen halbzwölf aufgestanden bin, rechne ich, nachdem ich mich knapp nach
elf hingehaut habe (aber noch bis halbeins lesend), großzügig die Stunden, die
ich mich für eine angemessene Tagesstundenzahl zu früh hinlege, als ans
Tagesende verschobenen Mittagsschlaf, der dann direkt in den Nachtschlaf
übergehen darf.
Ich finde, ich habe das schwerwiegende Problem hervorragend
und weise gelöst.
Und wenn ihr jetzt denkt, liebe Leserin, lieber Leser, was
ist das für ein Spinner und Zwängler, so gebe ich euch frank und frei recht.
Gerade war ich am Klo und habe im Hinausgehen kurz in den Spiegel geblickt und
wirklich! was mich da angeschaut hat war das grinsende Gesicht eines alten
Narren mit Zahnlücken und außerhalb des Einzugsgebietes seiner Glatze wirren
und abstehenden Haaren, dem alten, grantigen Schopenhauer ein bißchen nicht
ganz unähnlich.
Ich habe ja schon vor kurzem hergeschrieben, daß ich es mit mir
selbst recht lustig habe, und das stimmt, ich kichere in mich hinein, während
ich diese Zumutung, diesen Stuss schreibe.
Stuss - wie ich
meinem etymologischen Wörterbuch entnehme - kommt vom jiddischen štuß, vom hebräischen שטות , Narrheit, Torheit.
Und so, völlig vergnügt, noch dazu mit meiner sprachlich
nachgeschlagenen und copy-paste Angeberei da oben überzuckert, werde ich mich
gleich zur Nachtruhe betten (wobei ich selbstverständlich davon ausgehe, daß
die Teilhabe an meiner inneren Gaudé
mit mir selbst für die (euch) da draußen eine humoristische Offenbarung sein
muß).
(8./9.12.2019)
©Peter Alois Rumpf, Dezember 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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