Freitag, 29. November 2019

1620 Die Schatten bewegungslos


Ich freue mich schon auf den Text, der jetzt gleich aus mir herauskommen wird. Noch habe ich keine Ahnung, aber ich bin neugierig und kann es kaum erwarten. Wo wird er mich hinführen? Was wird er mir verraten? Werden mir gute Formulierungen einfallen und beim Tippen gelungene Ergänzungen?

Wie immer bei Schreibbeginn blicke ich herum, ob irgendetwas auffällt. Nein. Alles schon dagewesen. Nichts fehlt.
Ich will nach innen schauen – aber da scheint es eine Blockade zu geben.
Fangen wir beim Surren an: ja, das läuft wie immer, nicht weiter auffällig.
Katze? Putzt sich. Füße? Ein bißchen kalt. Schatten? Bewegungslos.

Nocheinmal der Versuch nach innen zu gehen. Zum ersten Mal bemerke ich neben, vielleicht hinter dem Surren ein zweites Geräusch. Das andere Geräusch, das ich schon einmal zu beschreiben versucht habe, das wie ein ferner, rotierender Motor klingt, irritiert mich ständig, weil es das neuentdeckte überlagert.
Ich probiere nocheinmal, konzentriert hinzuhören. Ich kann das neue nur für kurze Momente heraushören. Es wirkt trockener und flacher, aber nichtsdestotrotz grundlegender als die anderen, auch abstrakter, unsinnlicher – wenn es das überhaupt gibt. Es scheint vom Phänomen schon ein wenig ab- und ein wenig Richtung Ding an sich gerückt zu sein. Nur ein paar Millimeter. Höchstens.
Jetzt habe ich es länger hören können, aber kann es doch nicht besser beschreiben.

Ich versuche wiederum nach innen zu gehen, jedoch dabei nach meinem Körper zu schauen: Meine linke Hand und mein linker Arm sind verkrampft. Ich lasse das Notizbuch los um die Verkrampfung zu lockern. Eine gewisse Verkrampfung, die mir im Alltag schon längst nicht mehr auffällt, und die ich nur bemerke, wenn ich meine volle Aufmerksamkeit auf sie richte, habe ich da, seitdem ich mir die Hälfte des linken Daumens abgeschnitten habe (unfreiwillig), ständig.

Beim Versuch, den linken Arm gründlicher zu lockern, bleibt mein Blick auf der Haut des Handrückens hängen, die schon deutlich die Spuren des Alters zeigt.

Naja, warum auch nicht? Aber tiefer komme ich heute Nacht offensichtlich nicht mehr hinein.






(28./29.11.2019)







©Peter Alois Rumpf,  November 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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