Dienstag, 26. November 2019

1615 Die innere Schlittenfahrt


Aus einem Gewohnheitstraum bin ich sprach- und ichlos aufgewacht. Auch innen bin ich ohne Sprache und nicht in der Lage, einen Gedanken zu fassen. Es ist noch recht früh. Mein Kopf ruht bei meiner Hockschreiberstellung schräg nach links verrutscht auf dem obersten Polster; das Gesicht schief nach oben und hinten spüre ich meine Augäpfel als enorme Gewichte in den Augenhöhlen. Kurz, dann ist das wieder vorbei. Als Nachklang fühle ich die Augäpfel in ihren Tränenseen schwimmen. Auch das nur kurz.

Ich hole mir vom schnurrenden Rücken rechts neben mir Weichheit für meine Schreibhand. Mein Mund fühlt sich von innen weit aufgerissen an, ist aber außen fest geschlossen. Auch diese Verschlossenheit wird etwas weicher.

Die Fensternische mit der heruntergelassenen Rollo scheint besondere Intensitäten zu bergen. Voll davon hat sie ihre Gestalt intensiviert. Ein paar Minuten später wirkt sie wieder normal.

In meiner Innenwelt ruft jemand die spanische Polizei an, wegen irgendeines Delikts, das ich begangen haben soll.

Die Totenmaske eines Lebenden.

Auszug aus dem Lotteriebereich.

Ein Löffel, der eine Keramikschale berührt, reißt mich wieder aus dem Schlaf und läßt mich bei unbewegtem Körper hochfahren.

Die Aktivitäten der Wesen drehen sich um das Wasser in der Karaffe.

Während ich in meiner Innenwelt eine Tab für den Geschirrspüler in der rechten Hand halte, entzieht sich die Katze ebendieser Hand, steht auf und geht weg. Der Vorgang schaut aus, als würden sich zwei überlagerte Filme auseinander schieben.

Der Innenraum füllt sich mit bordeauxrotem Plüsch ohne vulgär zu wirken.

In der Innenwelt will man mir ein Zeitungsabo einreden, in der äußeren zischt, brodelt und kreischt die Kaffeemaschine von der Küche herauf.

Ist jetzt mein angezogenes linkes Bein nur in der Innenwelt verrutscht oder auch draußen? In der Innenwelt jedenfalls war es eine gigantische Verschiebung und hat mich aus dem beginnenden Einschlafen herausgeholt.

Der Zeitlupenbuddha in meinem Inneren erklärt mir was, irgendwas, wie ich mein Lokal zu führen habe. Die Chefin ist eine Frau. Deutlicher: ich als Chef meines Lokals bin eine Frau; ich, der ich dem Buddha zuhöre, kann sie dort stehen sehen.

Ich halte … fern. Wer, was, wie – weggerutscht.

Beim Antauchen für die innere Schlittenfahrt bewege ich auch meine realen Schultern.










(26.11.2019)










©Peter Alois Rumpf,  November 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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