1609 Mein Herz klopft
Mein Herz klopft, weil ich die Stiegen zwei Stufen pro
Schritt hinaufgerannt bin. Warum denke ich jetzt an meinen Kirchenverrat? Warum
nenne ich ihn meinen Kirchenverrat, obwohl es ein Verrat eines
Kirchenmannes an mir war? Nein, diesen alten Schmarrn muß ich nicht nochmals
durchkauen (Text Nummer 434). Ahja! Die Assoziationskette ist über Bayern
gelaufen – nein, nicht schon wieder dieses Arschloch!
Eine ungeheure Trauer – ich weiß nicht: hüllt sie mich von
außen ein oder steigt sie aus mir auf?
Meine Schreiberei verscheucht sie wieder und macht das
Gefühl zur Struktur, zur Verhaltensstruktur. - Ich schwöre, ich blödle nicht!
Ich wundere mich selbst, was da gerade abgeht und kann es nicht einordnen.
Schlichte Orgelmusik in meinem Kopf – schon verklungen, mitten im
Melodieablauf.
Ich hole tief Luft, nachdem ich vorher leicht schnappen
mußte und ein leichtes Würgen im Hals ignorieren.
Die Katze schaut mich an, daß es zum Erbarmen ist (Achtung!
Kein Selbstmitleid! Das arme Baby wird gekreuzigt! - dafür bin ich einfach zu
alt).
Ein seichter Schmerz zieht im Nacken auf.
Ich lasse mich aushalten. Ich weiß, ich will davon nichts
wissen. Die Rückkehr dieser Erkenntnis reißt einen Abgrund in meinem Inneren
auf, aus dem Panik und Pein aufzusteigen beginnen. Freundchen! Laß alle
Vorstellungen von dir fahren! Laß sie in Trümmer gehen … nicht erreichbar …
wer? … tot … wer?
Sicherheit ist wichtig. Ja, wie ein erlösender Blitz ist mir
das eingeschossen. Bei all meinen Wohnthemen geht es um Sicherheit. Bis
hinunter zur ersten Bank. Ich bin meiner Katze für ihre Freundschaft so
dankbar.
Oh! Siedend heiß fallen mir meine nächtlichen
Facebookaktivitäten ein. Ich muß das wieder herausnehmen. Ich bin zu weit
gegangen. Ich springe deswegen nicht aus dem Bett. Es wird mir doch auch
wurscht sein. Was ist da eigentlich mir mir los?
Oh, ich sollte mich still ins Winkerl stellen und froh sein,
wenn ich atmen darf. Mir wird von meinem Innenleben übel. Jetzt scheißt mir die
Katze vor die Tür! Pfui, das stinkt. Blödes Viech! Nein, sie hat eh brav das
Kisterl benutzt.
Ich komm mir vor wie einer, der im Abrutschen Halt zu finden
versucht und nach jedem Grashalm greift.
Das fröhliche Geschrei der Tagis die Stiegen herauf hat
eindeutig eine gute Wirkung auf meine zermarterte Seele.
Der Gestank verflüchtigt sich langsam. Ich mache mit diesem
furchtbaren Text jetzt einfach Schluß.
Beratung.
Berufscenter III
Lehralm.
Direkt vor mir explodiert etwas Kleines in einer großen,
Stoff umhüllten Schachtel, sodaß es sie kurz vom Boden abhebt und mich reißt es
aus dem Schlaf.
Nein, kein Sport. Ich habe mich mein ganzes Leben so
angestrengt: ich will nicht mehr.
(22.11.2019)
©Peter Alois Rumpf, November 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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