1600 Der Vater meiner Tochter bin ich
Was wird mir heute, nach fünf Stunden Schlaf, für ein
eogzentrischer Text einfallen? Im Traum war ich in Schweden und habe, obwohl
ich etwas essen wollte – aber es gab im Lokal nur Licht zum Konsumieren – einen
winzigen Kaffee getrunken - eher italienisch als skandinavisch – und bin – wie
fast immer im Traum und in der einge- und verbildeten Wirklichkeit – nicht
zurecht gekommen. Ich hätte beinahe mein Sakko, meinen Rucksack auf der
Gasthausbank liegen lassen und vergessen. Dafür war der Kaffee extrem billig,
überhaupt, nicht nur für schwedische Verhältnisse: er kostete nur ein paar
Cent. Das paßt nicht zu Skandinavien! Wo bin ich also wirklich?
Meine verkrampfte Linke wird mir noch mein Herz angreifen,
mein Herz, von dem ich am wenigsten spüre und weiß. Hinter meinen Augen bewegen
sich Tränen, die sich aber weigern hervorzukommen. Oder wird es ihnen verboten?
Von wem und wie?
Ich überblicke und sitze gerade meinem kleinen Reich vor.
Ein feierlicher Moment! Den rechten Arm
habe ich – das Szepter (Kugelschreiber) locker und lässig in der Hand haltend –
auf den Reichslöwen (die Katze) gelegt, die (!) schnurrt. Die linke Hand liegt
locker, aber – wie schon gesagt – doch ein wenig verkrampft zärtlich behütend
auf einem Wulst der Bettdecke wie auf einem Gebirgszug meines untertanen Landes
(man/frau stelle sich die Bettdecke als Relief des beherrschten Landes vor).
(Verkrampft mich meine Aufgabe, mein Land zu beschützen? Fühle ich mich dabei
überfordert? Habe ich keine Armee oder Verbündete? Wie es ausschaut: nicht.)
Türen gehen auf und werden zugeschlagen. Die akustische
Bildbeschreibung hat nur einen Staats- und Hauptton: Surren.
Ich bin so abgehoben, daß ich gar nicht weiß, was sich im
Land und in der Nachbarschaft abspielt. Da hackt irgendwer herum und ich weiß
nicht, worum es geht. Ein aggressiver Akt? Gegen mich und mein Reich? Eine
Drohgebärde? Gar ein Hilferuf? Ein Ausbruchsversuch? Etwas träge blicke ich in
meinem Reich herum. Alles ruhig.
Die Laden eines imaginären Kühlschranks direkt vor mir tun
sich auf und tupfen mich lautlos und fühllos an.
Der Vater meiner Tochter geht robust mit ihr um und gegen
mich vor. Moment! Moment! Moment! Das will ich schon festhalten: der Vater
meiner Tochter bin ich!
(19.11.2019)
©Peter Alois Rumpf, November 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite