1605 „In Suhle baaaden ...“
Dreiuhrfünfzehn. Ich kann nicht schlafen. Darum habe ich das
Fenster geöffnet: frische Luft und das schöne, schöne Geräusch des Regens.
Meine Traurigkeit ob meines vergeblich ablaufenden Lebens
sucht mich wieder heim. Erst atme ich tief, dann reiße ich mich zusammen. Ich
denke an die Schmetterlinge, die die Überquerung der Alpen nicht geschafft
haben und viel später dann an die Toten im Mittelmeer.
Die Bilder an der Wand rutschen unauffällig hin und her. Die
Melodie der Regentropfen wie von einem schwermütigen Automat, der auf sechzehn
Umdrehungen heruntergeschaltet ist. Nein, nein, nein, ich verstehe das Leben
nicht. Der Regen hört auf und nichts tröstet meine innere Lebensleere.
Wieder atme ich durch und reiße mich dann zusammen. Wieder
versuche ich, mein Leben im Gesamten, das auch Schmetterlinge und Würmer
umfaßt, einzuordnen.
Nein, ernst nehmen kann ich mich nicht. Das Beste, das ich
erreichen kann, ist über mich zu lachen. Jetzt kann ich es nicht; jetzt suhle
ich mich in Selbstmitleid („in Suhle baaaden ...“ ©Die Robbes).
Whow! Mein vor über dreißig Jahren gemaltes Meer zeigt zum
ersten Mal ein Seeungeheuer. Die Erwähnung und Benennung hat dieses Nebelwesen
fast schon wieder aufgelöst. So mächtig kann Sprache sein! Ich lasse es wieder
auftauchen und will es in der Gegenwart halten, aber mein Geist ist zu
unkonzentriert.
Nun taucht am Himmel eine sonst unsichtbare schwarze Sonne
auf. Ich kann sie mit meinen Augen ein bißchen festhalten.
Und dann in den Wolken ein, ein, ein … quaderförmiger
Gegenstand.
Mehr gibt mein Leben nicht her.
Und das Loch in der Straße reißt wieder auf. Das habe ich
schon öfters im Bild gesehen.
(20./21.11.2019)
©Peter Alois Rumpf,
November 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite