1478 Abfahrt! Detto!
„Ein Sackerl?!“ schreit mich ungehalten ein Verkäufer von
drüben an. Wofür? Zum Kotzen? Mir ist nicht schlecht! Ich bin verzweifelt. Das
ist etwas anderes, du Depp!
Vorhin war ich drüben mit dem Pumpernig unterwegs. Was war
da? Vergessen. Egal. Meine Verzweiflung hat nichts mit drüben zu tun.
Es ist fünf Uhr früh, die Katze will ihr Frühstück und hat
mich - anfänglich sehr zart - aufzuwecken versucht. Okay, ich stehe auf und
erfülle ihr ihren Wunsch.
Ja, die Katze – für mich eine wichtige Vertreterin und
Verteidigerin des Realitätsprinzips.
Oh, wie ist es still hier in meiner liebgewordenen Kammer!
Meine Ohren dröhnen und während ich lausche verändert sich der Ton; er nimmt
etwas von seiner Schrille zurück.
Schreiben ist mein letztes Gefecht. Gut, das ist jetzt zu
pathetisch, aber es ist schon was dran. Im Leben bin ich geschlagen; jetzt
schlag ich mich mit Formulierungen durch. Ich hätte gleich ins Kloster zu den
Formulierungen und Sätzen (sententiae) gehen sollen. Weggesperrt vom „Leben“,
dem ich sowieso nicht gewachsen bin. Dem sogenannten „Leben“, denn wir, die
Menschheit, befinden uns in gefallenem Status und geben ihn automatisch an
unsere Kinder weiter.
Zurück zur Stille. Meine Ohren, die in der Stille mit ihrem
Dröhnen sofort meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, pulsieren, als würden sie
ein Eigenleben führen (nicht unwitzig: „die Ohren gehorchen nicht mehr!“).
Gut, mit diesen müden Scherzchen werde ich gegen den Tod
auch nicht ankommen. (Abfahrt!) (Detto!)
Verschwommene Bilder rasen auf mich zu; keine Ahnung, wie
sie verschwinden (hüllen sie mich ein? Entern sie via Solarplexus und Lücke
mein Inneres?)
Mein Notizbuch rutscht mir aus den Händen; ich lasse es
gewähren; eine gute Einübung ins Sterben.
(30.8.2019)
©Peter
Alois Rumpf, August 2019 peteraloisrumpf@gmail.com
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