1359 Die Traumfrau
Wie „schwer“ ich es als Schriftsteller zwischen Wahn und …
äh! … zwischen Traum und Wirklichkeit habe, können Sie daran sehen, daß ich
heute erzählen will, wie mir im Traum eine Frau eine ganz wichtige Erkenntnis
zukommen läßt und ich sie – ich schätze – schon mindestens fünfmal
aufgeschrieben habe, in sorgfältig ausformulierten Sätzen, wohlgeordnet,
durchdacht, aber jedes Mal feststellen muß: das Aufschreiben war bloß geträumt.
Diszipliniert und willensstark machte ich mich nach jedem
Versuch wieder daran, die Szene zu rekonstruieren, mich an alles zu erinnern,
meine Sätze wiederzufinden oder neu zu formulieren, nur um wiederum
festzustellen: ich habe wieder nur geträumt, die Geschichte aufgeschrieben zu
haben; die Notizbuchseite war leer.
Der Verdacht ist aufgekommen, daß nach jedem Versuch ein
wenig vom ursprünglichen Traum und der ursprünglichen Botschaft versickert ist.
Und wirklich: jetzt habe ich keine Ahnung mehr, was mir diese Traumfrau sagen
wollte.
Ich meine, ich hätte nichts dagegen, im Traum oder als
Geträumter zu schreiben, wie es wohl meine Zauberer konnten, aber ich kann das
eben auch nicht.
Nur eine kurze Szene aus einem anderen Traum heute kann ich
schreibend wiedergeben und anbieten:
Ich treffe meine Eltern irgendwo, nicht zu Hause,
möglicherweise alle auf Reisen, und
irgendwann schaut meine Mutter einen Haufen Rechnungen und Kassenbons durch,
die einfach so durcheinander in irgendeine Tasche gestopft waren, Rechnungen,
die ich bei diesem meinen Aufenthalt eingezahlt habe. Dann sagt sie: „du hast
zu viel gezahlt!“ - will sagen, ich habe sowohl nicht berechtigt gestellte
Rechnungen, als auch an meine Mutter adressierte Rechnungen bezahlt, die sie jetzt
selber zahlen wollte, nicht nur meine eigenen.
Ich erinnere mich im Traum noch dumpf darauf, es irgendwie
geahnt zu haben, und daran, daß ich nicht sicher war, ob ich alle diese
Rechnungen bezahlen muß, daß heimlich auch der Gedanke aufgetaucht ist: vielleicht zahlt sie alle Rechnungen, aber Hemmungen hatte, meine Mutter darauf offen anzusprechen.
Und dann habe ich – begleitet von einer wegwerfenden, scheinsouveräne und
pseudogroßzügige Wurschtigkeit suggerierenden Handbewegung und wegen letzterem Gedanken auch nicht ohne Schuldgefühl gedacht: „Dann zahl
ich halt alles!“
(18.5.2019)
©Peter Alois Rumpf Mai 2019 peteraloisrumpf@gmail.com
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