1353 Die Freude jedes Voyeurs
Sonnenflecken auf dem Kaffeetisch, aufgeglitzertes Wasser im
Glas und schöne, transparente Schatten, auch von den Wasserflecken der Karaffe.
Selbst die Heizungsrohre bemühen sich stellenweise um weißen Glanz, die weiße
Wand der Fensternische sowieso.
Hinter mir der Dschungel, vor mir sein ausgeschnittenes
Spiegelbild. Auf dem cappuccinischen Milchschaum schwimmen ebenso tausende
Glitzerpunkte (nachgezählt habe ich nicht). Draußen (ja, ich weiß, das kommt in
fast jedem Text vor; aber wo soll ich sonst hinschauen?) sehe ich beobachtende
und beurteilende Augen, nicht unschön und mit lächelndem Leuchten. Nachdem sie
mich, den durch das Fenster Gaffenden, bemerkt haben, nehmen sie viel vom Glanz
zurück und behalten ihn für sich. Der war nicht für mich gedacht. (Trotzdem ein
paar Sekunden davon unbemerkt zu erhaschen ist die Freude eines jeden Voyeurs), die
Augen und die ihres Begleiters sind nur mehr aufs Smartphone gerichtet, wollen
kein Strahlen an die Umgebung abgeben (oder blicke ich so streng und
verurteilend? Könnte natürlich auch sein. Ich meine es so: daß mich mein
Großinquisitorenblick schützen soll! Mir kommt vor, ich verbreite mehr Angst und
Schrecken, als ich es wahrhaben will).
Was soll's! Ich muß einkaufen gehen. Ja, den Zettel habe ich
eingesteckt.
(25.5.2019)
©Peter Alois Rumpf
Mai 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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