1346 Ein schiefes Gesichtsfeld
Die Grundaufregung dieser Tage läßt mich auch heute den
ganzen Tag nicht los (ich wollte nie nach Ibiza!). Jetzt habe ich gerade eine
Sendepause in der Anlieferung von News (ich sitze ja auch im Espresso und nicht
vor der Glotze. Internethandy: nein! Das gibt es bei mir nicht und wird es auch
nicht geben.)
Nun sind nur mehr zwei alte Herren im Cafe, einer davon bin
ich. Ich träume tagträumerisch davon, daß irgendjemand hereinkommt, der oder
die mir so nahe steht, daß ich ihn oder sie freudig begrüßen und umarmen kann.
Sagen wir, ich habe ihn oder sie schon lange nicht mehr getroffen (da gibt es
schon Kandidaten und Innen). Und zwar zufällig, nicht von mir, sondern von den
Göttern oder den Kräften des Schicksals arrangiert (gell, das ist schon ein
größenwahnsinniger Anspruch! Aber billiger will ich es nicht geben. Sich selber
darum kümmern … wo sind wir denn!)
Ich neige den Kopf nach links und, so mit schiefen Kopf –
laut dem bajuwarischen Dobraner ein Zeichen von Verlogenheit – blicke ich über
den Rand meiner meine Intellektualität unterstreichende und demonstrierende
Brille den Menschen zu, die vom Gastgarten herein aufs Klo gehen und dann
wieder retour.
Den Macher der Musik glaube ich zu kennen, obwohl ich die
Musikstücke nicht kenne. Kapiert? Aber sicher bin ich mir nicht. Doch, doch,
ziemlich sicher.
Am rechten oberen Rand meines immer noch schiefen
Gesichtsfeldes – wenn mein Scheitel der Norden ist, dann im Sinne meiner
Blickrichtung Nordost – senkt sich eine Dunkelheit herab, wie eine Jalousie
geht sie in einer – schätzungsweise – ein Dezimeter großen Breite nieder, aber
der dunkle Balken löst sich während seiner Ausdehnung immer heller und transparenter
werdend immer mehr auf.
Ich kippe die Cappuccinos runter wie in den Saufphasen das
Bier. Ein teurer Spaß! (für die Legitimierung dieser Sätze siehe Beitrag Nummer
1345 ... mein Rechtfertigungsversuch (nicht nur durch Gnade?)) (Überhaupt:
meine Schublade ist eine Fundgrube interessanter „Studien“ und Geschichten; wer
mich so richtig aufplatteln will, gehe zurück zu den Texten 1 bis 84!)
Aus dem Nichts sitzt plötzlich ein junger Mann mit Laptop
zwei Tische weiter vor mir; der alte Mann rechts von mir ist verschwunden. (Bin
ich noch im gleichen Traum? Sicher! Ganz sicher, lieber Freund; um deine Träume
so schnell und elegant zu verlassen und in einen anderen überzuwechseln, bist
du viel zu schwerfällig.) Ich kann ja als Realitycheck das machen, was ich als
Kind gemacht habe, um aus Albträumen herauszukommen: die Augen fest schließen,
die Lider fest aufeinanderpressen, ein paar Sekunden warten und dann wieder
aufmachen. Damals hat es meistens funktioniert. Aber Albtraum ist das hier gar
keiner – also, was soll's! Ich kann ja in diesem Traum bleiben, bis er sich von
alleine auflöst.
(20.5.2019)
©Peter Alois Rumpf
Mai 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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