Freitag, 17. Mai 2019

1338 Wundersucht und Pleantensattel


Die eine Medikamentenschachtel hat eine Krone aus weißem Licht, und manchmal leuchtet es auch auf ihrer linken Seite ein ganz klein wenig auf. Ich werde nachschauen, welche Medizin es ist – vielleicht ist das eine Botschaft – ich habe das Medikament schon länger nicht verwendet; es gehört nicht zu meinen aktuellen Schachteln.

Meine Wundersüchtigkeit in Ehren: aber das dürfte mit Lichtreflexionen ganz physikalisch zu erklären sein; da braucht's keine Metaphysik (im wörtlichen Sinn des Wortes).

Leider. Ich ginge gern über die Natur hinaus (ob ich dem gewachsen wäre, das ist eine ganz andere Frage. Nur ein Narr denkt an so etwas, bevor er hier auf Erden seine sieben Zwetschken beieinander hat (sagt DJM bei CC), und die habe ich nicht.


Meine tagesmütterliche Frau hat Azubis zum Hospitieren unten; ich mag eigentlich nicht hinuntergehen. Aber ich brauche jetzt mein Frühstück; wenn ich essen will, werde ich hinuntergehen müssen. (Wie schön wäre ein wenig Wohlstand, so daß ich sagen kann: ich gehe nur durch und nehme mein Frühstück im Paim, im Esspresso Burggasse oder im Mima ein! So muß ich mir beim Kauen zuschauen lassen!) (Ich weiß! Es kommt aber immer darauf an, mit wem man sich und seine Lage vergleicht.) - naja, jetzt übertreibe ich: in die Küche schaut man von den Tageskinderräumen vulgo Weekendwohnzimmer und Exkinderzimmer nicht wirklich gut hinein. Defacto war ich beim Frühstück außer von meinem Unbehagen überhaupt nicht gestört – es ist auch niemand durch die Küche aufs Klo gegangen. Aber: mir war ziemlich flau, zittrig, fast schlecht: ich weiß nicht, ob ich den Ärzten, was ihren Medikamentenpantsch betrifft, trauen kann. Mich haut's fast um, der linke Arm schmerzt und an der linken Hand kann ich die Finger kaum bewegen und sie spreizen sich wie im Krampf. Ich zittere wie ein schwerer Alkoholiker vorm ersten Viertelliter Schnaps und beim Herfahren ins Espresso bringt mich eine gesperrte Rolltreppe fast an den Rand meiner Kräfte, ich muß durch den Mund atmen und mein Herz rast, als wäre ich ohne Verschnaufpause den Pleantensattel (wenn Sie's unbedingt „korrekt“ wollen: „Plentensattel“ - aber so spricht es niemand aus) hinaufgestiegen. Meinen übertriebenen Kaffeekonsum stelle ich auch in Rechnung.

Um als staatlich und gesellschaftlich akzeptierter Drogenkonsum durchzugehen und die Auswirkung der Medikamente als klandestiner Drogenrausch, ist jene viel zu bild- und lichtlos. Das bißchen weißes Licht über der Medikamentenpackung reicht nicht; das bekomme ich so auch hin.

Aber ich muß nicht jammern, auch nicht wegen mangelnden Geldes: erstens verhungere ich nicht und habe ein Dach über dem Kopf. Und zweitens: hätte ich halt mehr Bilder verkauft damals (wir leben im Neoliberalismus; auf Entdecktwerden warten ist in solchen Zeiten dumm) oder hätte mich bei der Post anstellen lassen, wie sie es mir angeboten hatten – da hätte ich jetzt eine gute Pension  (und wäre Alkoholiker? Oder wegen sexueller Belästigung rausgeschmissen?)

Endlich! Der Kaffee stabilisiert meinen Kreislauf.










(14./16.5.2019)









©Peter Alois Rumpf  Mai 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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