1334 I geh schrei(b)m ins Paim
„I geh schrei(b)m ins Paim“ sagte ich zu meiner Frau
„G'schia und Kuchl kannst ma lossn“ und ich geh mei strossn noch ein wenig
schwach und wankend – aber die frische kühle Luft tut mir gut – und setzte mich
dort im Paim auf mein bevorzugtes Plätzchen, bestelle den gewohnten Cappuccino
(ich bräuchte eigentlich nur mehr nicken) und schreibe den Text (den vorigen;
Nummer 1333) fertig (Im Beipacktext des letzten Medikaments steht etwas von
geistigen Aussetzern als mögliche Nebenwirkung). (Heutzutage kommt ja schlecht gereimtes Zeug bei den Massen gut an - oder war das nicht schon immer so?)
Dann lese ich den Standard, relativ gründlich, sogar einen
Artikel im Wirtschaftsteil. Relativ heißt: mehr als sonst, aber doch nicht alle
bis zum Ende (hoffentlich sind meine Leser (unmarkiert!) nicht auch so
schlampig und ignorant!). (Ich überlege ernsthaft, für meine Schreiberei die
mathematischen Klammernregeln zu verwenden {[()]}
wenn nur das Einsetzen von Sonderzeichen nicht so umständlich wäre. Dann stecke
ich den Standard zurück in die Ablage (Abstecke? Wie heißt das?
Zeitungshalterung), hole den Falter, den ich gestern schon im Espresso
Burggasse zur Hälfte gelesen habe, blättere ihn kurz auf und merke: ich habe
keine Lust mehr zu lesen, stecke auch den wieder zurück, bestelle den zweiten
Cappuccino und will nur sitzen, den Kaffee und die Musik genießen und vor mich
hin träumen. Eines der melancholischen Musikstücke gefällt mir besonders gut,
aber ich habe zu lange gezögert mit dem Nachfragen, wer da spielt – (ich habe
doch Hemmungen, so unbedarft, so neugierig, so ungeniert zu fragen – in meinem
Alter hat man gesetzt, weise, kompetent und seiner Welt kundig zu sein, auch
was soziale und gesellschaftliche Spielregeln und das dem Alter angemessene
Standardwissen betrifft – so ein kleines Liedchen gehört nicht dazu).
Macht nichts. Werden schon wieder neue Möglichkeiten vor mir
auftauchen. Und da ich jetzt nach den zwei Kaffees kreislaufmäßig wieder auf
höherem Niveau zu sein scheine, bin ich vielleicht bei der nächsten Chance
schneller und rücksichtsloser.
(9.5.2019)
©Peter Alois Rumpf
Mai 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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