1325 Wasserständer
Mit einem Wasserständer wache ich auf, bleib jedoch liegen
und zögere den blaseninduzierten Gang zur Toilette hinaus. Nach ein paar
Minuten schaffe ich es aufzustehen, trinke noch vom kalten Kräutertee, der mir
von gestern über geblieben ist, erledige endlich mein dringendes kleines
Geschäft am Klo und denke mir, mein erster Satz heute wird „Ich ziehe gleich
nach dem Aufstehen die Jalousie rauf um die schöne, liebe, willkommene, freudig
begrüßte Melancholie des Regentages in mein morgendüsteres Zimmer zu lassen“
sein. Ich gehe zurück Richtung Zimmer, aber die mich begleitende Katze lockt
mich einen Stock tiefer. Ich gehe mit, obwohl ich weiß, daß sie ihr Frühstück
schon bekommen hat, da ich meine liebe Frau unten in der Küche werken höre (wie
spät es ist weiß ich noch nicht). Das macht die Katze nicht zum ersten Mal, ich
stehe dann ein wenig neben ihr, während sie aus ihrem Schüsserl frißt. Ich weiß
nicht, will sie mich als ihre Hauptbezugsperson (ihren Freund?) einfach bei
ihrem Frühstück dabei haben oder hat sie Angst, weil gleich die Tageskinder
kommen.
Ich selber bin völlig verschlafen, wanke mehr als daß ich
gehe, kann noch nicht reden. Irgendwie schaffe ich es doch, meiner lieben,
schon seit Stunden tätigen Frau stumm vel (und/oder) durch einen zu
verständlicher Rede tendierenden (Intent!), aber das Ziel nicht erreicht
habenden Laut „Guten Morgen“ zu wünschen, wofür ich mir als Dank und Gegengabe
einen Kuß einhandle, während schöne Barockmusik aus dem Küchenradio erklingt.
Ich freue mich ganz verschlafen und wanke wieder hinauf in
mein Zimmer, nehme noch einen Schluck vom Kräutertee und ziehe endlich die
Jalousie hoch (ahem) wie ich es mir in meinem im zweiten Satz eingeschlossenen
Ersten Satz vorgenommen habe.
Dann baue ich mein Bett mittels derer Pölster (Kissen) vier
um, sodaß ich bequem hockliegen kann, lege/hocke mich eben so hin, decke mich
zu – die Katze wartet schon, kommt herauf und wir sind wieder bei unserem
gewohnten Morgenspiel: schtreicheln, schnurren, schreiben, schlafen.
(3.5.2019)
©Peter Alois Rumpf Mai 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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