Freitag, 3. Mai 2019

1326 In meinem Alter


Ein wirklich interessanter Platz, an dem ich zum ersten Mal in diesem heute recht vollen Lokal sitze, er bietet einen schmalen Durchblick von ganz hinten (ich wollte dazuschreiben: neben dem Männerklo – aber ich streiche es: in letzter Zeit habe ich auffällig viel Unappetitliches geschrieben. Also: gestrichen!) bis zur Eingangstür vorne.
Erst jetzt nach zwei Tageszeitungen und beim zweiten Cappuccino (ich hoffe, meine Kapuzinerzählerei geht meinen Leserinnen nicht schon auf die Nerven) läßt mein Kaffee-Mangel-Kopfweh nach. Ich trinke Wasser zum Kaffee, aus Gewohnheit und weil es reichlich und gratis zum Kaffee gereicht wird, obwohl ich weiß, daß Kaffee den Körper nicht entwässert, wie es eine populäre Mystifikation behauptet. Er treibt zwar aufs … (wieder gestrichen! Ich habe in letzter Zeit …), aber er zieht kein in den Zellen gelagertes Wasser heraus – was mit Entwässerung des Körpers gemeint ist (weiß ich es wirklich und kann ich es bezeugen, oder kann ich nur bekennen, daß ich glaube, was ich gelesen habe? Hm?). (Aber das stimmt: an mir ist ein begnadeter Lehrer verloren gegangen und ein gnadenloser Besserwisser gewonnen worden!)

Ich meine, in meinem Alter muß man schon darauf achten, was man ißt und trinkt und die unappetitlichen Themen kommen immer öfter vor, ja, man muß in meinem Alter auch aufpassen, was man liest! Letztens beim Lesen der Besäufnisszene mit Mynheer Peeperkorn im oder am Zauberberg, mitten in der Nacht, bei – wie kann ich das beschreiben? - vertikal „gekipptem“ Fenster mußte ich so lachen, daß ich zu viel, zu oft, zu tief die kalte Nachtluft eingeatmet hatte und davon einen Husten bekam! Bis in den nächsten Tag! Stellt euch das vor! Und ich bin bei dieser Hustenapplikation (ja, ja, mit g'schraubten Fremdwörtern sollte man sich halt auskennen!) zwar im Bett gelegen, aber nicht in einem Lungensanatorium, wo das hin passete, sondern bei mir zu Hause.

Nach dieser Aufregung jetzt – zwei Telefonate habe ich verheimlicht und auch, daß ich den wunderbaren Musiker Franz Hautzinger plötzlich im Espresso sitzen sah und mit einem tiefen, aber nicht allzutiefen (sonst würd ich mich ja meiner Verehrung schämen) Kopfnicken gegrüßt und dann ein paar Worte zugerufen habe) muß ich wieder etwas lesen, irgendetwas.

Übrigens: ich trage heute ein T-Shirt mit der Aufschrift „da steht nichts drauf“, aber nachdem ich wegen des kalten Wetters meinen blauen (der grüne wurde mir im Zug gestohlen) Hoody offen trage und auch herinnen nicht ausziehe, kann man (und frau) je nach meiner Haltung und Körperdrehung wegen der teilweisen Abdeckung des Leiberls durch die Jackenvorderteile, wie gesagt, je nachdem: „steht nichts“ oder gar „da steht nichts“ lesen. (Zweizeilig wäre die Lösung gewesen.)











(3.5.2019)













©Peter Alois Rumpf  Mai 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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