1326 In meinem Alter
Ein wirklich interessanter Platz, an dem ich zum ersten Mal
in diesem heute recht vollen Lokal sitze, er bietet einen schmalen Durchblick
von ganz hinten (ich wollte dazuschreiben: neben dem Männerklo – aber ich
streiche es: in letzter Zeit habe ich auffällig viel Unappetitliches
geschrieben. Also: gestrichen!) bis zur Eingangstür vorne.
Erst jetzt nach zwei Tageszeitungen und beim zweiten
Cappuccino (ich hoffe, meine Kapuzinerzählerei geht meinen Leserinnen nicht
schon auf die Nerven) läßt mein Kaffee-Mangel-Kopfweh nach. Ich trinke Wasser
zum Kaffee, aus Gewohnheit und weil es reichlich und gratis zum Kaffee gereicht
wird, obwohl ich weiß, daß Kaffee den Körper nicht entwässert, wie es
eine populäre Mystifikation behauptet. Er treibt zwar aufs … (wieder
gestrichen! Ich habe in letzter Zeit …), aber er zieht kein in den Zellen
gelagertes Wasser heraus – was mit Entwässerung des Körpers gemeint ist (weiß
ich es wirklich und kann ich es bezeugen, oder kann ich nur bekennen, daß ich glaube, was
ich gelesen habe? Hm?). (Aber das stimmt: an mir ist ein begnadeter Lehrer
verloren gegangen und ein gnadenloser Besserwisser gewonnen worden!)
Ich meine, in meinem Alter muß man schon darauf achten, was
man ißt und trinkt und die unappetitlichen Themen kommen immer öfter vor, ja,
man muß in meinem Alter auch aufpassen, was man liest! Letztens beim Lesen der
Besäufnisszene mit Mynheer Peeperkorn im oder am Zauberberg, mitten in der
Nacht, bei – wie kann ich das beschreiben? - vertikal „gekipptem“ Fenster mußte
ich so lachen, daß ich zu viel, zu oft, zu tief die kalte Nachtluft eingeatmet
hatte und davon einen Husten bekam! Bis in den nächsten Tag! Stellt euch das
vor! Und ich bin bei dieser Hustenapplikation (ja, ja, mit g'schraubten
Fremdwörtern sollte man sich halt auskennen!) zwar im Bett gelegen, aber nicht
in einem Lungensanatorium, wo das hin passete, sondern bei mir zu Hause.
Nach dieser Aufregung jetzt – zwei Telefonate habe ich
verheimlicht und auch, daß ich den wunderbaren Musiker Franz Hautzinger
plötzlich im Espresso sitzen sah und mit einem tiefen, aber nicht allzutiefen
(sonst würd ich mich ja meiner Verehrung schämen) Kopfnicken gegrüßt und dann
ein paar Worte zugerufen habe) muß ich wieder etwas lesen, irgendetwas.
Übrigens: ich trage heute ein T-Shirt mit der Aufschrift „da
steht nichts drauf“, aber nachdem ich wegen des kalten Wetters meinen blauen
(der grüne wurde mir im Zug gestohlen) Hoody offen trage und auch herinnen
nicht ausziehe, kann man (und frau) je nach meiner Haltung und Körperdrehung
wegen der teilweisen Abdeckung des Leiberls durch die Jackenvorderteile, wie
gesagt, je nachdem: „steht nichts“ oder gar „da steht nichts“ lesen.
(Zweizeilig wäre die Lösung gewesen.)
(3.5.2019)
©Peter Alois Rumpf Mai 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite