Dienstag, 7. Mai 2019

1331 Der Frühstückspascha


Ich habe es vermieden, allzu Intimes aus unserem Familienleben zu berichten, um Frau und Kinder (beim Eintippen habe ich irrtümlich „Frauen“ geschrieben!) zu schützen, nur wenn es für mich ganz wichtig war, machte ich Ausnahmen (bei mir selber bin ich nicht so heikel).

Das hier ist jetzt existentiell und seelenpsychologisch nicht so schwerwiegend, aber um das erzählen zu können, muß ich den Vorhang ein wenig lüften.

Alsdann: Seit einigen Jahren hat es sich so entwickelt, daß ich normalerweise werktags in meinem (auch Arbeits-) Zimmer schlafe, denn meine liebe Frau und ich haben zur Zeit einen komplett anderen Tagesrhythmus: sie steht zwischen halb fünf und halb sechs auf, eventuell macht sie Yoga vel meditiert, jedenfalls bereitet sie sich und die Wohnung auf ihren Arbeitstag als Tagesmutter vor mit allen Möbelumstellungen, Essensvorbereitungen und so weiter. Ich selbst bin in Pension, aber auch vorher, da mein Callcenterjob am Nachmittag begonnen und um zwanzig Uhr dreißig geendet hat, brauchte ich nachher viel Zeit, um „herunterzukommen“ und die Nerven zu beruhigen, was ich meistens mit Internetsurfen und ganz simplen Computerspielen (Mahjong Festung und Solitär) bewerkstelligte bei gleichzeitigem Musikhören über Kopfhörer. So kam ich kaum je vor Mitternacht ins Bett, in letzter Zeit nicht vor eins oder noch später, öfters lese ich dann noch im Bett bis drei. Ich kann auch anders, aber momentan gefällt mir mein Rhythmus.

Nur an Wochenenden und vor Feiertagen – wenn ich nicht gerade beleidigt bin (ich bin eine Diva) - und das bin ich immer seltener – schlafen meine Frau und ich in einem gemeinsamen Bett. Wie gesagt: normalerweise. Auch da ist es so, daß ich meistens mit einiger Verspätung nachkomme, aber es gibt ein gemeinsames Erwachen: ich: noch sehr verschlafen; sie: schon munterer.

Noch eine Vorbemerkung: wenn ich an meinen Werktagen in meinem Bett aufwache, stehe ich noch lange nicht auf; meine fleißigen Leserinnen (danke!) werden wissen, daß ich dann regelmäßig schreibe, lese, mit der Katze bin, wieder einschlafe und so weiter. Frühstück mache ich mir so zwischen zehn und zwölf, manchmal auch später, fast immer ohne Kaffee. Der kommt erst später in einem meiner zwei liebsten Espressos (E.Paim und E.Burggasse). Meine liebe Frau jedoch konsumiert ihren ersten Kaffee gern gleich nach dem Aufstehen.

Zurück zum Wochenend- und Feiertagsmorgen: meine liebe Frau, tatendurstig, steht auf und macht Kaffee; auch für mich (ich habe nur ein paar Mal abgelehnt, bis ich mich dann doch in die Zeremonie als stiller Teilhaber eingefügt habe) und unsere Tochter, die noch bei uns wohnt. Meine Frau macht den Kaffee ganz aufwendig: die Milch (für mich) und die Sojamilch (für die andern zwei,  … also … sich selbst …und … ) händisch aufgeschlagen und geschäumt; sie kommt mit einem ganzen Tablett voll, da sind noch Nachschubportionen von Kaffee und Milchen dabei, Wasser, das sind vier Gläser, weil neuerdings die Katze (die um diese Zeit schon längst versucht hat, sozusagen bei mir zu landen) empört wäre, wenn sie am ersten Kaffee nicht wenigstens per Wasser teilnehmen kann.

Dieses Doppelbett steht nicht in einem Zimmer, sondern ist in eine verschließbare Nische gebaut; es ist also von drei Wänden eingerahmt und eine der Wände hat wiederum eine Nische, wo eine Ablagefläche und Bücherregale installiert sind.

Ich versuche mich also in dieser Herrgottsfrüh schon die ganze Zeit hoch zu rappeln – also vom Liegen ins Sitzen zu kommen, schaffe es aber vor lauter Müdigkeit und angenehmer Bettwärme nicht. Ich rufe meine Frau zu Hilfe, sie sagt „gleich!“ aber kommt nicht und dann lacht sie.

Also dann bedecke ich – wenn nötig – meine Blößen und arbeite mich auf in eine Sitzposition, bequem mit dem Polster an die Rückwand der Bettnische gelehnt, gut und warm zugedeckt. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt, wo unsere Tochter – wenn sie mitmacht – dazustößt, wenn sie nicht schon bei der komplexen Zubereitung von Kaffee, Milch und Wasser mitgewirkt hat, und setzt sich auch ins Bett, an die Seitenwand gelehnt, meine liebe Frau krabbelt herauf, die Katze ist schon längst da (sie nutzt meistens ihre Chance, nachdem meine Frau aufgestanden ist), ich selbst bin noch in Schlaftrance, aber genieße den ersten Schluck Kaffee, genieße dieses Familienritual und bin sehr glücklich, fast alle meine Mädchen um mich zu haben, wie gesagt verschlafen noch, aber spätestens beim dritten Schluck Kaffee bin ich aufgeputscht und gerate unter Rededrang. Anfangs versuche ich noch, mich zu beherrschen, um endlich meine gerade erwachsen gewordene Tochter von sich erzählen zu lassen, aber allerspätestens bei der zweiten Tasse rede ich drauflos, womit ich zuerst meine Tochter, dann meine liebe Frau vertreibe. ; - )

Jetzt, wo ich das geschrieben habe, merke ich: dieses Ritual ist mir gar nicht so nebensächlich oder gar unwichtig, wie es vorhin geklungen hat, sondern hat „existentiell und seelenpsychologisch“ Bedeutung und Gewicht; es bedeutet mir sehr viel und macht mir meinen Aufenthalt hier auf Erden schön und voller Freude. Danke, ihr Lieben!

(Nur für das Zitieren eines eigenen Satzes, noch dazu im selben Text, muß ich mir einmal etwas anderes einfallen lassen! So viel Selbstverliebtheit geht nicht!)

Ja, und was ich fast vergessen hätte: ich stehe halt dann auch auf, gehe nach oben ins Bad und zur Morgentoilette und wenn ich wieder herunterkomme, steht das eigentliche Frühstück schon am Tisch!











(7.5.2019)















©Peter Alois Rumpf  Mai 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite