1340 Ein verregneter Morgen
Meiner größten und so weit ich weiß einzigen Feindin – und
das heißt: ich bin ihr Feind - verdanke ich es, daß ich die Musik
des Atahualpa Yupanqui kenne und liebe. Danke! (Das ist viele Jahrzehnte her.)
(Jahrzehnte zählen sich langsamer und sind deswegen schneller „viel“.)
Zurück zur Gegenwart: ich gönne mir nach einer nüchternen
Blutabnahme den Luxus eines Frühstücks im Mima.
Übrigens: ich bin stolz darauf, jemanden zu haben, die mich
ernsthaft einer Feindschaft für würdig hält. Das muß man sich erst verdienen.
Lange Zeit habe ich nicht begriffen, wieso ich zum Feind wurde. Erst viel
später konnte ich es nachvollziehen, auch wenn ich mich in dieser Geschichte
als weit überschätzt vorkomme. So wichtig bin ich auch wieder nicht. Aber:
meine egozentrische (ich erlebe mich doch oft als auf mich und die Frage, was
denn mit mir los sei und was an mir so falsch, zurückgeworfen)
Empathielosigkeit kann schon - bei allem freundlichen Getue - recht kalt und
grausam sein.
Zurück ins Cafe: ein verregneter Morgen bei einem Frühstück
in einem guten Cafe – in meinem Alter kann ich mir fast nichts schöneres
vorstellen: die leise Melancholie im momentan noch ruhigen Lokal ist von
schöner, sanfter Stromgitarrenmusik begleitet. Außerdem ist dieses Cafe mit
bunten Blumen, bunten Stoffen und vor allem bunten Bildern bunt geschmückt. Und
ich bin ja ein Freund ausufernder Ikonostasen, besonders wenn zwei Madonnen mit
Kind, indische Götter, meditierende Buddhas vorkommen – was will meine
verwundete Seele mehr bei so viel Heilung und Trost!
Draußen am Markt sehe ich keine bösen Menschen vorbeigehen –
gut, ich habe auch nur einen leicht fröhlichen Mann gesehen. Aber auch die drei
festen Arbeiter jetzt, die vorbeigehend ihre Jausen verzehren, wirken stark und
fröhlich. Der Wind schaukelt Bäume, Sträucher, Hängeblumentöpfe und
Sonnensegel.
Ein herrlich glücklicher Schauer über meinen Rücken auf
meiner frühen Schlechtwetter-Cafetour. Zu Hause werde ich mich wieder ins Bett
legen und lesen.
(15./16.5.2019)
©Peter Alois Rumpf
Mai 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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