Freitag, 17. Mai 2019

1340 Ein verregneter Morgen


Meiner größten und so weit ich weiß einzigen Feindin – und das heißt: ich bin ihr Feind - verdanke ich es, daß ich die Musik des Atahualpa Yupanqui kenne und liebe. Danke! (Das ist viele Jahrzehnte her.) (Jahrzehnte zählen sich langsamer und sind deswegen schneller „viel“.)

Zurück zur Gegenwart: ich gönne mir nach einer nüchternen Blutabnahme den Luxus eines Frühstücks im Mima.

Übrigens: ich bin stolz darauf, jemanden zu haben, die mich ernsthaft einer Feindschaft für würdig hält. Das muß man sich erst verdienen. Lange Zeit habe ich nicht begriffen, wieso ich zum Feind wurde. Erst viel später konnte ich es nachvollziehen, auch wenn ich mich in dieser Geschichte als weit überschätzt vorkomme. So wichtig bin ich auch wieder nicht. Aber: meine egozentrische (ich erlebe mich doch oft als auf mich und die Frage, was denn mit mir los sei und was an mir so falsch, zurückgeworfen) Empathielosigkeit kann schon - bei allem freundlichen Getue - recht kalt und grausam sein.

Zurück ins Cafe: ein verregneter Morgen bei einem Frühstück in einem guten Cafe – in meinem Alter kann ich mir fast nichts schöneres vorstellen: die leise Melancholie im momentan noch ruhigen Lokal ist von schöner, sanfter Stromgitarrenmusik begleitet. Außerdem ist dieses Cafe mit bunten Blumen, bunten Stoffen und vor allem bunten Bildern bunt geschmückt. Und ich bin ja ein Freund ausufernder Ikonostasen, besonders wenn zwei Madonnen mit Kind, indische Götter, meditierende Buddhas vorkommen – was will meine verwundete Seele mehr bei so viel Heilung und Trost!

Draußen am Markt sehe ich keine bösen Menschen vorbeigehen – gut, ich habe auch nur einen leicht fröhlichen Mann gesehen. Aber auch die drei festen Arbeiter jetzt, die vorbeigehend ihre Jausen verzehren, wirken stark und fröhlich. Der Wind schaukelt Bäume, Sträucher, Hängeblumentöpfe und Sonnensegel.

Ein herrlich glücklicher Schauer über meinen Rücken auf meiner frühen Schlechtwetter-Cafetour. Zu Hause werde ich mich wieder ins Bett legen und lesen.











(15./16.5.2019)











©Peter Alois Rumpf  Mai 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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