Freitag, 17. Mai 2019

1341 Die tote Tür


Noch etwas interessantes (ich habe mich jetzt endgültig entschlossen, das Wort nach „etwas“ klein zu schreiben – „etwas“ ist eben etwas und „interessantes“ ist nach meinem Sprachgefühl ein Adjektiv; das geht doch nicht: „Interessantes“ wäre das Substantiv und „etwas“ ein Adjektiv! Ja, ich kenne mich in der Grammatik nicht aus, darum sage ich ja „Sprachgefühl“), also noch etwas interessantes aus dem Leben eines teilnahmslosen Schreiberlings (also daß „etwas“ klein geschrieben wird, dafür kann ich nichts!):

Wie schon öfters erwähnt, befindet sich mein Zimmer im oberen Stockwerk der Wohnung. Die obere Wohnungstür ist eine tote Tür und wird nicht benützt. Ich habe vor ihr (von innen aus gesehen) das Katzenkisterl stehen, den Sack mit Katzenstreu, den gedeckelten Eimer mit den ausgeschaufelten Kakis und Lulis und das Schauferl genau dafür. Es gibt für diese Tür auch keine Adresse, denn die ganze Wohnung läuft über die untere Adresse für die „lebendige“ Wohnungstür.

Trotzdem kann es vorkommen, daß jemand an die obere Tür klopft: meistens Leute, die nicht wissen, daß es in diesem Haus zwei Stiegen gibt, sinnigerweise beide mit jeweils eigener Zählung der Türen von jeweils Nummer eins an. Daß jemand oben anklopft kommt schätzometrisch (ich hab's halt mit der Pubertätssprache) fünfmal im Jahr vor.

Aber heute, heute hat es knapp nach sechs Uhr früh geklopft: die Rauchfangkehrerin – wie sich herausstellen wird – die eigentlich einen Wohnungsplan des Hauses mit hat und nicht das erste Mal hierher kommt. So habe ich nicht reagiert, noch ohne zu wissen, wer es ist (ich reagiere auf das falsche Geklopfe zunehmend grantig und will nicht mehr losspringen). Dann habe ich mich umgedreht und weiterschlafen wollen, aber da die Klopferei nicht aufgehört hat, bin ich doch aufgesprungen, jedoch bevor ich die Tür öffnen konnte, hat meine Frau unten bei der richtigen Tür durchs Stiegenhaus nach oben gerufen. Ich habe jedoch - da schon aus dem Bett - die Situation gleich genützt und bin wie verlangt nüchtern zur Blutabnahme gegangen.

Das war in der Früh. Jetzt, zu Mittag, bin ich von meinem Ausflug zurückgekehrt und habe mich  zum Lesen ins Bett gelegt – bei Regen genauso schön wie Kaffeehaussitzen – und da die Katze bei mir gelegen und geschnurrt hat, ich vom Lesen und der Wärme müde geworden bin, habe ich die Pölster (D: Kissen) aus dem Rücken getan und mich zum Schlafen flachgelegt. Kaum schlafe ich ein, klopft es heute zum zweiten Mal an die tote Wohnungstür gleich vor meinem Zimmer. Zuerst will ich wieder nicht reagieren, aber weil es nicht aufhört, springe ich verärgert, aber doch auf, ziehe mir eine Hose an, schiebe Katzenkistl und Streusack weg und mache auf: ein Paketzusteller, der auch nichts von der zweiten Stiege wußte. Ich meine: ich bin zu dem Klopfer nicht unfreundlich, er kann ja meist nichts dafür; hier: nichts dafür, daß der Besteller/ die Bestellerin (in unserer Familie wären es hauptsächlich die Damen, die gern über Internet bestellen) bei der Angabe ihrer Adresse die Stiegennummer nicht dazuschreiben. Also erkläre ich ihm alles und wünsche aufrichtig einen guten Tag.

Wenn aber heute noch ein drittes Mal an diese Tür geklopft wird, nehme ich es als Omen (nur: Omen wofür?) und denke mir eine unzuerwartende Reaktion meinerseits aus (Zum Beispiel KlopferIn gleich nach Türöffnen küssen oder säbelzahntiegerisch anpfauchen).  (Und: gottseidank mußte ich meine Ansage nicht einlösen!)












(15/16.5.2019)













©Peter Alois Rumpf  Mai 2019  peteraloisrumpf@gmail.com


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