1341 Die tote Tür
Noch etwas interessantes (ich habe mich jetzt endgültig
entschlossen, das Wort nach „etwas“ klein zu schreiben – „etwas“ ist eben etwas
und „interessantes“ ist nach meinem Sprachgefühl ein Adjektiv; das geht doch
nicht: „Interessantes“ wäre das Substantiv und „etwas“ ein Adjektiv! Ja, ich
kenne mich in der Grammatik nicht aus, darum sage ich ja „Sprachgefühl“), also
noch etwas interessantes aus dem Leben eines teilnahmslosen Schreiberlings
(also daß „etwas“ klein geschrieben wird, dafür kann ich nichts!):
Wie schon öfters erwähnt, befindet sich mein Zimmer im
oberen Stockwerk der Wohnung. Die obere Wohnungstür ist eine tote Tür und wird
nicht benützt. Ich habe vor ihr (von innen aus gesehen) das Katzenkisterl
stehen, den Sack mit Katzenstreu, den gedeckelten Eimer mit den
ausgeschaufelten Kakis und Lulis und das Schauferl genau dafür. Es gibt für
diese Tür auch keine Adresse, denn die ganze Wohnung läuft über die untere
Adresse für die „lebendige“ Wohnungstür.
Trotzdem kann es vorkommen, daß jemand an die obere Tür
klopft: meistens Leute, die nicht wissen, daß es in diesem Haus zwei Stiegen
gibt, sinnigerweise beide mit jeweils eigener Zählung der Türen von jeweils
Nummer eins an. Daß jemand oben anklopft kommt schätzometrisch (ich hab's halt
mit der Pubertätssprache) fünfmal im Jahr vor.
Aber heute, heute hat es knapp nach sechs Uhr früh geklopft:
die Rauchfangkehrerin – wie sich herausstellen wird – die eigentlich einen
Wohnungsplan des Hauses mit hat und nicht das erste Mal hierher kommt. So habe
ich nicht reagiert, noch ohne zu wissen, wer es ist (ich reagiere auf das
falsche Geklopfe zunehmend grantig und will nicht mehr losspringen). Dann habe
ich mich umgedreht und weiterschlafen wollen, aber da die Klopferei nicht
aufgehört hat, bin ich doch aufgesprungen, jedoch bevor ich die Tür öffnen
konnte, hat meine Frau unten bei der richtigen Tür durchs Stiegenhaus nach oben
gerufen. Ich habe jedoch - da schon aus dem Bett - die Situation gleich genützt
und bin wie verlangt nüchtern zur Blutabnahme gegangen.
Das war in der Früh. Jetzt, zu Mittag, bin ich von meinem
Ausflug zurückgekehrt und habe mich zum
Lesen ins Bett gelegt – bei Regen genauso schön wie Kaffeehaussitzen – und da
die Katze bei mir gelegen und geschnurrt hat, ich vom Lesen und der Wärme müde
geworden bin, habe ich die Pölster (D: Kissen) aus dem Rücken getan und mich
zum Schlafen flachgelegt. Kaum schlafe ich ein, klopft es heute zum zweiten Mal
an die tote Wohnungstür gleich vor meinem Zimmer. Zuerst will ich wieder nicht
reagieren, aber weil es nicht aufhört, springe ich verärgert, aber doch auf,
ziehe mir eine Hose an, schiebe Katzenkistl und Streusack weg und mache auf:
ein Paketzusteller, der auch nichts von der zweiten Stiege wußte. Ich meine:
ich bin zu dem Klopfer nicht unfreundlich, er kann ja meist nichts dafür; hier:
nichts dafür, daß der Besteller/ die Bestellerin (in unserer Familie wären es
hauptsächlich die Damen, die gern über Internet bestellen) bei der Angabe ihrer
Adresse die Stiegennummer nicht dazuschreiben. Also erkläre ich ihm alles und wünsche
aufrichtig einen guten Tag.
Wenn aber heute noch ein drittes Mal an diese Tür geklopft
wird, nehme ich es als Omen (nur: Omen wofür?) und denke mir eine
unzuerwartende Reaktion meinerseits aus (Zum Beispiel KlopferIn gleich nach
Türöffnen küssen oder säbelzahntiegerisch anpfauchen). (Und: gottseidank
mußte ich meine Ansage nicht einlösen!)
(15/16.5.2019)
©Peter Alois Rumpf
Mai 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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