1351 Fünf Meter
Zack, zack, zack – der zweite Cappuccino. Alle sitzen
draußen. Peter allein im Lokal. Die Musik ist sehr laut aufgedreht. Geht
aber. Bis 20:30 kann ich hier sitzen bleiben, dann ist reserviert; das sind
noch zweieinhalb Stunden. Kurier und Standard habe ich durch, der Falter, den
ich vorgestern schon erstgelesen habe, liegt noch bereit.
Kellnerin und Kellner sausen raus und rein, um den
Schanigarten zu versorgen. Durchs Fenster sehe ich die vielen jungen Leute in
der Sonne, ihre aufstrebenden Gesichter leuchten vom späteren Licht. Nur ein
alter Mann, der schaut etwas verzwickt drein; und er geht jetzt und hat schon
seinen – wie ich vermute – Autoschlüssel in der Hand – hoffentlich findet er
sein Selbst.
Jetzt kommt noch ein alter Mann in mein Gesichtsfeld, von
unten, vom Sessel, aus dem er sich erhebt, kommt er herauf, lacht mit hoher,
etwas forcierter Stimme – will er seine Jugendlichkeit - so alt ist er nämlich gar nicht; gerade
noch in den besten Jahren – beweisen? Er bewegt sich wirklich flott und ohne
Rückenprobleme.
Ich muß es einmal sagen: viele schöne Frauen sind da unter der
Sonne, lächeln in ihre Smartphones, rauchen, kauen Kaugummi oder laptopisieren
(zum Beispiel: ziehen den Reißverschluß der Laptoptasche sinnierend hin und her,
auf und zu und beobachten das Geschehen am/im/auf dem Reißverschluß ganz genau
und in Konzentration vertieft, ja, vertieft wie ein spielendes Kind).
Der Kellner raucht draußen. Er und seine Kollegin, beide
habe wunderschöne Tattoos – mein Gott! Wenn ich jetzt reich wäre – ich würde
mir den ganzen Sternenhimmel auf meinen Rücken pecken lassen! („dem Himmel bin
ich auserkoren“).
So aus der distanzierten Nähe (fünf Meter) habe ich eine
große Menschenliebe und lasse alles durchgehen – alles was ich jetzt hier sehe
– sogar bei mir.
(24.5.2019)
©Peter Alois
Rumpf Mai 2019 peteraloisrumpf@gmail.com
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