1273 Gar nichts!
Meine rechte Hand ist unter dem Gewicht und unter der Wärme
der Katze arretiert. Bald werde ich aufstehen.
Tankstellen sind für mich Orte des Schreckens; ich kann mir
nicht vorstellen, mich auf einer Tankstelle wohl zu fühlen. Ich erlebe Autos
bedrohlich; sie sind gepanzert, ich nicht.
Der Himmel ist schöner, zarter als die Erde und hat
leichtere Farben. Darüber steht mit weißer Schrift und weißem Pfeil nach links im
blauen Schild „Ausgang“. Ich zähle dreimal 33, dreimal 30 und zweimal 32. Ich
sitze in keiner Tankstelle, sondern im Wartesaal der
Pensionsversicherungsanstalt. Und der Himmel befindet sich auf einem großen
Ölbild, das sich quer über die ganze Rückwand zieht. Das dauernde, nervige
Ding-Dong der Nummernanzeige, wenn sich die aufgerufene Zahl ändert. Viel
Aggression im Saal nehme ich wahr.
Auf meinem T-Shirt steht „Gar nichts!“ und so fühle ich
mich.
Ich sitze in der Wartezone D; C wäre mir lieber. Angeblich
werde ich sowieso mit Namen aufgerufen werden. Warum C? Castaneda, Christus.
Wem bin ich unter D zugeordnet?
Immerhin habe ich die erste Barriere überwunden; die Dame am
Schalter hat lange telefoniert und mich dann doch weitergelassen, mit der
Auskunft: „Ganz hinten! Lang warten!“ Gut, das hätte ich mir denken können.
Ding-Dong: nervend!
Die zwei Damen, die vor mir sitzen und warten sprechen
ungarisch. Ein Gelächter, das mich mißtrauisch macht, kommt über die
abschirmenden Glasbarrieren.
Menschen, vor allem Männer, die gehen, als wüßten sie, was
sie wollen – und vermutlich wissen sie es auch. Es muß nicht immer etwas Gutes
sein.
Jetzt bin ich in der Wartezone der Wiener
Gebietskrankenkasse. Fast 50 Leute vor mir. Nervöse, gestreßte Stimmung im
Raum. Die automatische Tür pfaucht ständig auf und zu, weil die Warteschlange
bis zu ihr und ihrem Lichtschranken/Bewegungsmelder reicht.
(5.3.2019)
©Peter Alois Rumpf März 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite