1270 Gedenkminute
Die fröhlichen Rufe der Kinder kommen die Stiegen herauf.
Jetzt klopfen die Kleinen schon mit ihren Schuhen gegen das Holz ihrer Sitzbank
– klopf auf Holz! unberufen! - und richten so ihr Schicksal zurecht.
Ahhh! Gib nicht so an! Was weißt du schon über die
Schicksalsmechanik! - falls es sie überhaupt gibt.
Eine Tür im Lichtschacht schlägt von Wind, Zugluft oder
Heiligem Geist bewegt aufgeregt mehrmals gegen Wand oder Türpfosten und ich
weiß nicht, ist das Zustimmung, Ablehnung oder Zufall, daß die Tür zufällt.
Meine geistig-sprachliche Morgengymnastik hat sich im Kreis
gedreht, darum steh ich jetzt an. Es kann jedoch auch ein offenes Fenster im
Dachboden sein, das jetzt wieder dreimal zuschlägt. Wir sind also höher oben –
doch nicht einfach im Kreis, sondern in einer Spirale haben wir uns gedreht.
Jetzt möchte ich langsam zum eigentlichen Thema kommen, aber
was ist es? Anscheinend habe ich gar nichts zu sagen und meine Schreiberei ist
bloß leere Spielerei.
Übrigens: es ist tatsächlich ein Fenster am Dachboden, das
immer wieder auf und zu schlägt. Ich habe es von meinem Fenster aus gesehen; es
hat schon seine Scheibe zerbrochen. Kann es sich nicht schützen? Ist es
selbstdestruktiv … „unterwegs“? - kann man schlecht sagen - Wind und Wetter
ausgeliefert? Irgendein schlampiger Idiot oder ein arrogantes, gleichgültiges,
rüpelhaftes Arschloch hat es aufgerissen und die Flügel nicht ordentlich fest
gemacht. Jetzt ist es allen Unbillen des Wetters und des Weltgeschehens wehrlos
ausgeliefert und das Fensterglas, das ja Sinn und Funktion eines Fensters
ausmacht, ist zerbrochen. Schon sehr lange. Niemand kümmert sich um Reparatur
und Therapie. Niemand schert sich darum.
Still ist es in diesem Moment mitten am Vormittag geworden.
Eine Gedenkminute für das zerschlagene Fenster.
(1.3.2019)
©Peter Alois Rumpf März 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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