1272 Narziss und Heiratsschwindler
Gestern abend bin ich ungewöhnlich früh schlafen gegangen –
geschockt über einen Artikel, den ich im Internet gelesen habe und der den
toxischen und zerstörerischen Charakter von Narzissten anschaulich beschreibt.
Das habe ich sofort auf mich bezogen. Lange bin ich ohne mich zu bewegen am
Rücken gelegen und habe versucht, das abzuwägen und für mich zu klären.
Und heute bin ich erholt und entspannt aufgewacht. Ich hatte
mir für heute zwei Sachen vorgenommen: beim zuständigen Bezirksgericht
anzurufen, weil ich ihren Bescheid über meinen Einspruch gegen die
Anschuldigung, ein – wie ich vermute – Heiratsschwindler - oder sonst ein Betrüger zu sein, der einer
Frau 18.000 € herausgelockt und nie zurückgezahlt hat, weil ich also die
Antwort nicht verstehe. Es heißt darin einerseits „ruhend gestellt“ und
andererseits werde ich zu einem Termin zur Festlegung der Ratenzahlung bestellt
und irgendwo im Text heißt es auch „zur Exekution freigegeben“.
Und der zweite Vorsatz: zur Arbeiterkammer zu fahren um mich
zu erkundigen, ob die Rückzahlungsforderung der Gebietskrankenkasse an mich in
der Höhe von 1.060 € wirklich gerechtfertigt und korrekt ist.
Nichts von dem ist mir eingefallen, als ich aufgewacht bin.
Ich bin friedlich und erholt dagelegen. Dann hat sich die Angst begonnen
einzuschleichen. Zunächst habe ich nicht verstanden warum und ein Teil von mir
konnte distanziert und beobachtend bleiben, während der andere, mehr
körperliche und seelische Teil immer stärker von der Angst vereinnahmt wurde.
Da ist mir plötzlich mein AK-Plan eingefallen. Das war dann
ein Quantensprung in der Steigerung der Angst. Ich fange zu zittern an, in
meiner Körpermitte hängt ein schwer drückendes Angstkonglomerat.
Mein Geist, immer noch beobachtend, wundert sich: es ist
kein Pflichttermin, ich kann ihn auch verschieben, die AK ist genau dafür da,
es geht um eine mögliche Verbesserung meiner Situation, eine Verschlechterung
ist wohl nicht möglich. Was macht mir so Angst davor? Weil ich für mich und
meine Interessen eintreten will? Macht mir das diese Angst? Leicht möglich.
Oder ist es bloß, weil ich mir nun wieder meiner prekären Lage bewußt geworden
bin?
Dann erst fällt mir die „Heiratsschwindler“sache ein und da
explodiert die Angst in mir und ich kann nur mit großer Selbstbeherrschung
einen Absturz in die reine Panik verhindern. Bevor ich mich vor Angst ganz in
Embryohaltung in mich verkrümme, zwinge ich mich, mich aufzusetzen und das
Ganze niederzuschreiben. Das hilft, wieder ein wenig Oberhand zu gewinnen und
mich etwas zu beruhigen, während weiterhin die nackte Angst in meinen
Eingeweiden vibriert.
(4.3.2019)
©Peter Alois Rumpf März 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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