Sonntag, 3. März 2019

1271 Die Innsbrucker Unterhosen oder ein schöner Sonntagmorgen


Der große Eßtisch mit dem Wasserkrug, dem Teewärmer, die Kerzen und die Blätter der daneben wachsenden Pflanzen, wie ich sie vom großen Bett aus sehe, vergrößern sich und rücken näher, ohne sich zu bewegen.

Meine Innsbrucker Unterhosen – ein Notkauf, nachdem mir in Salzburg im Zug mein Rucksack gestohlen worden war – sind meine liebsten geworden und beginnen nun schon zu zerfallen. Aber ich werde sie in Treue und Anhänglichkeit weiter tragen, bis sie mir vom Leib fallen und die Röhrln der Jeans hinunterrutschen werden.

Die glasierten Tonplatten des Badezimmerbodens glänzen im Licht, aber entgegen meinen Erwartungen rühren sie sich nicht und auch die rorschachschen Muster geben heute nichts her.

Ich bin glücklich, weil ich mir vorhin noch im Bett meinen baldigen Reichtum ausgemalt habe und für Mein Großes Fest – ihr wißt schon: das, wo alle nach meiner Lieblingsmusik tanzen werden – die ersten Planungen und Entscheidungen getroffen habe.

Ich starre nochmals zum Fußboden, mein übliches Spiel jedoch funktioniert nicht. Es ist Sonntagmorgen gegen Mittag hin; die Katze hat mir auf den Boden des als Ergotherapieraum mehr oder weniger genutzten Vorzimmers zu meiner Klause geschissen und meine Frau – nachdem sie früh aufgestanden und mit dem Rad zum Yoga gefahren ist, Zeitungen heimgebracht, uns Kaffee gemacht und mir – der ich gestern bis heute früh um halbzwei Uhr schöne Reaktionen auf meine Postings erheischend im Internet herumgesurft habe und bis da meine angebliche Erschöpfung zelebrierend vor mich hin beziehungsweise in mich hinein geschlafen habe – und ihr selber im Bett serviert hat – bereitet das Frühstück, während ich hier am Klo sitze und schreibe. I know, fragwürdige Arbeitsteilung, aber noch ist nicht der achte März. Dafür unterhalte ich sie mit Geschichten und sie lacht gerne. Zu meiner Verteidigung muß ich sagen: ich wollte noch gar nicht frühstücken (werde dann aber ordentlich zulangen); bei meinen auch nicht ganz drogenfreien Erzählungen (man soll den Kaffee nicht unterschätzen!) unachtsam geworden, ist sie mir aus dem Kuschelmodus entfleucht und aufgestanden – ich hatte mich gerade in meine LSD-Pläne hineingesteigert und bin abgehoben.







(3.3.2019)









©Peter Alois Rumpf  März 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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