1271 Die Innsbrucker Unterhosen oder ein schöner Sonntagmorgen
Der große Eßtisch mit dem Wasserkrug, dem Teewärmer, die
Kerzen und die Blätter der daneben wachsenden Pflanzen, wie ich sie vom großen
Bett aus sehe, vergrößern sich und rücken näher, ohne sich zu bewegen.
Meine Innsbrucker Unterhosen – ein Notkauf, nachdem mir in
Salzburg im Zug mein Rucksack gestohlen worden war – sind meine liebsten
geworden und beginnen nun schon zu zerfallen. Aber ich werde sie in Treue und
Anhänglichkeit weiter tragen, bis sie mir vom Leib fallen und die Röhrln der
Jeans hinunterrutschen werden.
Die glasierten Tonplatten des Badezimmerbodens glänzen im
Licht, aber entgegen meinen Erwartungen rühren sie sich nicht und auch die
rorschachschen Muster geben heute nichts her.
Ich bin glücklich, weil ich mir vorhin noch im Bett meinen
baldigen Reichtum ausgemalt habe und für Mein Großes Fest – ihr wißt schon:
das, wo alle nach meiner Lieblingsmusik tanzen werden – die ersten Planungen
und Entscheidungen getroffen habe.
Ich starre nochmals zum Fußboden, mein übliches Spiel jedoch
funktioniert nicht. Es ist Sonntagmorgen gegen Mittag hin; die Katze hat mir
auf den Boden des als Ergotherapieraum mehr oder weniger genutzten Vorzimmers
zu meiner Klause geschissen und meine Frau – nachdem sie früh aufgestanden und
mit dem Rad zum Yoga gefahren ist, Zeitungen heimgebracht, uns Kaffee gemacht
und mir – der ich gestern bis heute früh um halbzwei Uhr schöne Reaktionen auf
meine Postings erheischend im Internet herumgesurft habe und bis da meine
angebliche Erschöpfung zelebrierend vor mich hin beziehungsweise in mich hinein
geschlafen habe – und ihr selber im Bett serviert hat – bereitet das Frühstück,
während ich hier am Klo sitze und schreibe. I know, fragwürdige Arbeitsteilung,
aber noch ist nicht der achte März. Dafür unterhalte ich sie mit Geschichten
und sie lacht gerne. Zu meiner Verteidigung muß ich sagen: ich wollte noch gar
nicht frühstücken (werde dann aber ordentlich zulangen); bei meinen auch nicht
ganz drogenfreien Erzählungen (man soll den Kaffee nicht unterschätzen!)
unachtsam geworden, ist sie mir aus dem Kuschelmodus entfleucht und
aufgestanden – ich hatte mich gerade in meine LSD-Pläne hineingesteigert und
bin abgehoben.
(3.3.2019)
©Peter Alois Rumpf März 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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