Freitag, 26. Januar 2018

870 Save Our Souls

Ich komme mir vor wie der letzte Mohikaner. Aber als ein Mohikaner in einer Welt, in der es nie Mohikaner gegeben hat. Ach, was soll's! Ich weiß ja gar nicht, wie sich Mohikaner fühlen, geschweige denn, wie sich der letzte fühlt. Also ist dieser Vergleich eine Anmaßung. Schließlich wurde ich ja nie niedergemetzelt.

Seelisch vielleicht schon. Jedenfalls fühle ich mich fremd. Und ich habe nicht den Eindruck, daß da von meinen Vorfahren etwas Rechtes auf mich gekommen ist. Zumindest sehe ich nichts. Also auch keine Geborgenheit in und aus der Herkunft. Es ist „meine“ Welt nie untergegangen; sie hat nie existiert. Mit den so tradierten Werten und Bildern ist nicht allzuviel anzufangen; mehr noch: ich muß ihnen mißtrauen. (Stichwort Nazizeit und die Jahrhunderte der schwarzen Pädagogik schon vorher.) Ich müßte alles neu erfinden. Nein, ich bin müde. Ich bin so müde. Mir ist zum Weinen vor seelischer Müdigkeit. Und vor Trauer. Ich bin dabei, den Kampf zu verlieren.

Ich weiß, ich könnte mich jetzt zusammenreißen. Aber das habe ich doch schon so oft und es hat zu nichts geführt. Ich appelliere an meine letzten gesunden Funken in mir, an die letzten Reste der heilenden Kräfte in mir und über mir oder wo auch immer: rettet meine Seele! S.O.S. Oder schützt sie wenigstens ein bißchen. Obwohl mir vorkommt, die größte Gefahr droht von innen. Daß sich meine sehnende, vielleicht auch liebende Seele nicht mehr halten will und ausbricht und ihr Gehäuse zerbricht.


(Anmerkung: „save our souls“ wurde erst nachträglich in das Signal S.O.S. hineininterpretiert, wie ich gerade über Wikipedia erfahren habe.)









(25./26.1.2018)














©Peter Alois Rumpf    Jänner 2018     peteraloisrumpf@gmail.com


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