870 Save Our Souls
Ich komme mir vor wie der letzte Mohikaner. Aber als ein
Mohikaner in einer Welt, in der es nie Mohikaner gegeben hat. Ach, was soll's!
Ich weiß ja gar nicht, wie sich Mohikaner fühlen, geschweige denn, wie sich der
letzte fühlt. Also ist dieser Vergleich eine Anmaßung. Schließlich wurde ich ja
nie niedergemetzelt.
Seelisch vielleicht schon. Jedenfalls fühle ich mich fremd.
Und ich habe nicht den Eindruck, daß da von meinen Vorfahren etwas
Rechtes auf mich gekommen ist. Zumindest sehe ich nichts. Also auch keine
Geborgenheit in und aus der Herkunft. Es ist „meine“ Welt nie untergegangen;
sie hat nie existiert. Mit den so tradierten Werten und Bildern ist nicht allzuviel
anzufangen; mehr noch: ich muß ihnen mißtrauen. (Stichwort Nazizeit und die
Jahrhunderte der schwarzen Pädagogik schon vorher.) Ich müßte alles neu
erfinden. Nein, ich bin müde. Ich bin so müde. Mir ist zum Weinen vor
seelischer Müdigkeit. Und vor Trauer. Ich bin dabei, den Kampf zu verlieren.
Ich weiß, ich könnte mich jetzt zusammenreißen. Aber das
habe ich doch schon so oft und es hat zu nichts geführt. Ich appelliere an
meine letzten gesunden Funken in mir, an die letzten Reste der heilenden Kräfte
in mir und über mir oder wo auch immer: rettet meine Seele! S.O.S. Oder schützt
sie wenigstens ein bißchen. Obwohl mir vorkommt, die größte Gefahr droht von
innen. Daß sich meine sehnende, vielleicht auch liebende Seele nicht mehr
halten will und ausbricht und ihr Gehäuse zerbricht.
(Anmerkung: „save our souls“ wurde erst nachträglich in das
Signal S.O.S. hineininterpretiert, wie ich gerade über Wikipedia erfahren
habe.)
(25./26.1.2018)
©Peter Alois Rumpf Jänner
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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