868 Der Tag ist vollbracht
Ein tiefer Atemzug. Ich habe mich gerade, eine halbe Stunde
nach Mitternacht, ins Bett gelegt. Ein tiefer Atemzug der Erleichterung, denn
jetzt ist der Tag vollbracht. Consummatum est. Es ist, wie es ist: was ich
geschafft habe, habe ich geschafft, was nicht – nicht. Jetzt gibt es kein „ich
sollte ...“, kein „ich müßte noch ...“ mehr. Der Tag ist abgeschlossen und was
er wiegt, das wiegt er.
Viel habe ich nicht zustande gebracht, aber jetzt ist es
endlich zu spät für Vorsätze, Vorhaben etcetera. Vor zehn Minuten habe ich
aufgehört, mich innerlich anzutreiben; oder richtiger gesagt: mich antreiben zu
wollen. Meine Seele oder mein Geist oder wer auch immer wehrt sich meistens
gegen diese ständigen inneren Aufforderungen und ich bleibe in einem Patt
hängen und flüchte zum Beispiel an den Computer.
Aber jetzt ist es vorbei. Jetzt habe ich aufgegeben oder
nachgegeben – je nachdem, wie man es sieht – ich will heute nichts mehr. Der
Tag ist abgeschlossen. Wie schön! Wiewohl das alles doch mehr nach Aufgeben
schmeckt und gerade kleine Mengen an Enttäuschung (Enttäuschung trifft's besser
als Frustration) in meiner Seele, in meinem Geist herumzuschwimmen beginnen. Oder
ich beginne sie gegen meine Abendidylle zu bemerken. Oder es kommt doch bloß
aus meinem Denken („ein verschissener Tag!“), und mein Körper atmet tief durch
und ist erleichtert. Mein Körper will sich endlich dem Schlaf hingeben.
Ich werde noch ein wenig warten. Ich werde noch schauen, was
es so gibt. Ich werde noch im Dunkeln in die Unendlichkeit hinaus horchen und
in mich hinein.
(23./24.1.2018)
©Peter Alois Rumpf Jänner
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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