867 Halbvergessene Erdgeschoßwohnungen
Jetzt ist es wieder da, das altvertraute Zwillingspaar:
Angst und Schmerz. Aus einem Traum herausgeglitten ins Zittern hinein und ins schmerzende
Kreuz. Was träume ich schon seit Jahrzehnten von halbvergessenen
Erdgeschoßwohnungen, die mir gehören? Wegen der Straßennähe und der Tür direkt
zur Straße hinaus kommt keine richtige Geborgenheit auf; ich fühle mich nicht
sicher. Manchmal sind sie auch souterrain. Meistens sind sie in schlechtem
Zustand, verwahrlost, schon lange leerstehend (wo habe ich die ganze Zeit
gewohnt?). Diesmal aber nicht. Ich wundere mich, wie ordentlich und sauber hier
alles ist. Die Tür schließt gut und scheint erst vor Kurzem neu gestrichen
worden zu sein. Ich ahne, das habe ich nicht selbst gemacht oder veranlaßt. Es
wohnen ein Haufen Leute darin. Ich weiß dann nie, gehören die hierher oder
haben sie mir meine Wohnung weggenommen? Ich stehe in der eigenen Wohnung verlegen
herum. Es ist kein Albtraum, aber irgendetwas wesentliches ist ganz falsch. Das
spüre ich, aber ich weiß nicht was. Es herrscht kein Krieg, ich werde nicht
verfolgt (wie so oft). Ich weiß nur nicht, was mein Recht ist und benehme mich
in der eigenen (bist du sicher?) Wohnung wie ein bloß geduldeter Mitbewohner
oder fremder Besucher. Dabei versuche ich, einer Frau hier näher zu kommen,
eine alte Bekannte von früher. Nicht ganz frei von schlechtem Gewissen. Das
alles führt zu nichts.
Ich gleite also in den Wachzustand und erlebe mich zitternd
und voller Angst.
„Dich schmerzt nicht dein Kreuz, sondern die Last, die du
trägst.“ Das habe ich vor Kurzem gelesen. Ja, das könnte zutreffen. Aber welche
Last drückt mich nieder? Was schleppe ich schon ewig mit mir herum?
(Sündenlast? Eigene und die der Vorfahren? Schließlich bin ich noch im
Schlagschatten von Krieg und Nazizeit gezeugt.) (Sollte ich die ganze Familie
tragen, retten und erlösen? Oder heute Deutschl... äh! morgen die ganze Welt?
Oder was!?)
Es ist mir gelungen, mich selbst an diesem Vormittag
halbwegs gut zu behandeln.
(23.1.2017)
©Peter Alois Rumpf Jänner
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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