Freitag, 12. Januar 2018

861 Mein kleines morgendliches Fegefeuer

Ich wache aus einem unangenehm gewordenen Traum in wohlige Wärme auf. Mein Körper glüht geradezu unter der Decke; ich fühle mich in einer glühenden Kugel eingehüllt und geborgen. Die Angstgefühle aus der nächtlichen Schattenwelt können diesem vibrierenden Glühen nichts anhaben.

Ich schäle mich vorsichtig aus dem Bett – mich ganz brav in Seitenlage hochstemmend – aber eine Bewegung muß falsch gewesen sein, denn wieder fährt der Schmerz ins Kreuz und bleibt dort im ortsüblichen Schmerzkonglomerat hängen. Ich kann – am Bettrand sitzend – kaum aufstehen, nur mit zusammengebissenen Zähnen und indem ich meine Hände auf meine Oberschenkel drücke und damit die Bewegung abstütze, kann ich mich aufrichten. Mein kleines morgendliches Fegefeuer.

Mein kleines morgendliches Fegefeuer wegen meiner Sünden. Die Hauptsünde dürfte meine Unterwerfung gewesen sein. Ich bin nicht aufrecht für meine Träume, meine Integrität und meinen inneren, angeborenen Lebenssinn eingestanden. Ich habe mich von der Umgebung verwirren und irritieren lassen und mir falsche Landkarten aufdrängen. Und mich so den Ansprüchen anderer unterworfen. Das war's dann.

Jetzt bin ich wieder in einer Hock-Liege-Position, wo der Schmerz im Kreuz nicht brennt, sondern bloß dumpf anwesend ist. So warte ich, bis … bis … bis was eigentlich? Es könnte durchaus sein, daß ich dabei wieder einschlafe. In die wohltuende Wärme hinein.

Schockartige Wellen ohne erkennbaren Inhalt beginnen durch meinen Körper zu wandern und bringen meine innere Masse – woraus die auch immer bestehen mag – ins Vibrieren.









(12.1.2018)












©Peter Alois Rumpf    Jänner 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

1 Kommentare:

Am/um 14. Januar 2018 um 09:18 , Blogger alexcien meinte...

Kenne das Gregor Samsa-Gefühl gut und auch den entsetzlichen Schmerz. Das fing schon Mitte 20 an, weil ich bei der Arbeit gut eine Million Bücher geschleppt habe. Blieb mir dann 20 Jahre an der Backe kleben, bis ich mich auf meinen Afrika-Trip vorbereitete und drei Mal in der Woche mit einem 20 Kilo-Bücherrucksack durch die Wälder lief. Es hängt so viel an einer guten Rückenmuskulatur. Und zwei Jahre später machte ich die Erkenntnis, dass das "falsche" Leben und die eigene Psyche zu gleichen Teilen ins Kreuz gehen. Seit meinem Kollaps und jahrelanger Psychotherapie habe ich mit dem Rücken nur noch selten Ärger (und dann weiß ich auch warum).
Ich wünsche Dir auf kurzem und schmerzlosem Weg eine ähnlich positive Erfahrung und vor allem Schmerzfreiheit!

 

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite