859 Mein inneres Zittern
Aus einer unheimlichen und verwirrenden in eine finstere und
kalte Welt aufgewacht. Mein inneres Zittern korrespondiert auf gegensätzliche
Weise mit dem eigentlich Gemüt-lichkeit erzeugen wollenden Schnurren der soeben
hereingekommenen Katze, dem ich aber auch kalt und abwehrend, ja, mißtrauisch
begegne. Das Zittern kulminiert in der Körpermitte. Verlorenheit in einer
abweisenden, fremden Welt ist mein Zentralgefühl. Eine Welt, auf die ich mich
zu sehr eingelassen habe, als daß ich sie distanziert durchreisen könnte.
Angelockt und im Stich gelassen. Und mit der falschen Landkarte in der Hand.
Die Katze bringt mich dazu, sie kurz und halbherzig zu
streicheln. Meine Fremdheit löst sich noch lange nicht auf.
Das Weckerticken klingt beinah wie Sprechen, als würde
jemand eindringlich und besorgt auf mich einreden. Aber verstehen tue ich
nichts.
Es ist nicht meine Welt, in die ich aufgewacht bin, wie auch
die Traumwelt nicht die meine war. Wenn es keine Erlösung gibt, dann ist
wirklich alles egal. Das Beste, was noch drinnen ist, ist dann müde, lächelnde
Resignation.
Ich trete von allen Ämtern zurück, von allen Aufträgen,
deretwegen ich möglicherweise in diese Welt geschickt worden bin, von allen
Erwartungen und Hoffnungen, die irgendjemand – diesseitig oder jenseitig – auf
mich gesetzt haben könnte – von all dem trete ich zurück. Tut mit leid, ich
habe mich bei diesem Waldlauf komplett verirrt. Und – wie gesagt – die falsche
Karte ausgehändigt bekommen. Und keiner spricht mit mir. Und die, die reden,
erklären nichts oder reden in einer fremden Sprache. Nein, ich trete von allen
Ämtern und Aufträgen zurück. Und außerdem – was soll dieser komische Waldlauf?
Das ist nicht mein Spiel! Wer hat mich da angemeldet? Ich habe dieses Spiel
nicht erfunden und bin auch nicht gefragt worden, ob ich mitspielen will. Von
fremden Mächten angemeldet und ohne Vorbereitung losgeschickt. Ich finde mich
darin nicht zu recht – wie schon gesagt – die Karte ist falsch – das ist nicht
die für mein Leben.
Die anderen scheinen sich auszukennen.
(11.1.2017)
©Peter Alois Rumpf Jänner
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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