Montag, 16. Oktober 2017

787 Gitarrensolo

Aus einem Traum in die Wachheit gescheucht liege ich da und kann nicht mehr einschlafen. Mein Herz klopft in leichter Aufregung, mein Hals tut sich mit dem Runterschlucken der Spucke schwer, mein Gehörsinn fährt noch Traumgeisterbahn und nimmt zu neunzig Prozent bloßes Surren auf.
Ich stopfe mir die Pölster in den Rücken und drehe meine Schreiblampe auf. Schreiben ist mein einzig verbliebener Lebenszweck, ist meine einzig verbliebene Überlebenstaktik.

Ein kurzes, inniges Gitarrensolo aus einem Smithssong wiederholt sich immer wieder in meinem inneren hörenden Seelenraum und drückt ganz stark mein sehnsuchtsgeladenes, trauerndes Lebensgefühl aus. Ich betone: trauernd! Ich habe nicht „trauriges“ geschrieben. Traurigsein ist von den Wohlfühloptimisten und positivistisch-esoterischen Selbstdesignern und Selbstoptimierern streng verboten worden; Trauern müssen sie zumindest bis zu einem gewissen Grad akzeptieren.

Da da da da da daaa da, da da da daaa da, … und ein kleines Stück vom vorhergehenden Gesang von Morrissey hänge ich noch dran „... my love“.

Dieser Song verknüpft mich immer stärker mit dieser Welt hier: ich werde mir das Lied noch einmal am CD-Player dort an der Ecke anhören und das „Da da ...“ auf die rhythmische Korrektheit überprüfen, und ob ich den Namen Morrissey richtig geschrieben habe, werde ich auf meinem Laptop am Schreibtisch am Fenster im Internet sicherheitshalber nachschauen. Nichts wäre peinlicher, als den Namen falsch geschrieben zu haben.

Es beginnt sich der Tag zu strukturieren entlang meines Planes, wie ich das da fertigschreiben werde. Danke, Schreiben! Zuerst gehe ich aber noch aufs Klo.

Meine neueren und meine alten, durch jahrzehntelangen Gebrauch im Gewohntheitsrecht schon in meinen Besitz übergegangenen Schuldgefühle treiben mich wieder ins Bett zurück. Dort pendle ich dann wie am Nacken aufgehängt zwischen Wachen und Schlafen, und für eine halbe Sekunde erscheint mir eine deutliche Erscheinung einer Frauengestalt. Aber nicht die Mariens, sondern die meines angetrauten Weibes. Irgendeine Botschaft erhalte ich jedoch nicht.


Komm! Steh jetzt auf! Beginne dein Tageswerk: Lied anhören, Name überprüfen.









(16.10.2017)









©Peter Alois Rumpf    Oktober 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite