783 Imaginärer Dialog oder: Ach was!
Ich: „Mein Name ist N.N., ich rufe an vom Institut N., wir
machen eine kurze Studie über N. und N., könnte ich sie da kurz befragen?
Länger als fünf Minuten brauche ich nicht dafür.“
Er: „Für so etwas habe ich keine Zeit. Ich gehöre zur
Kategorie der arbeitenden Menschen.“
Ich: „Klar, wenn kein Interesse besteht ... Ich möchte nur
festhalten: auch ich gehöre zur Kategorie der arbeitenden Menschen.“
Er: (lacht)
Ich. „Sie können mir glauben, meine achthundert,
achthundertfünfzig Euro im Monat sind nicht schwer, aber sauer verdient.“
Ach was! Ich erzähle lieber einen Traum.
Wie so oft: „Haus am Fluß“, Abreisetag. Möglicherweise in
Spanien. Alles ist schon bereit. Da wird noch eine Ausstellung vorbereitet. In
den Fels- und dicken Hauswänden werden kleine Nischen gefräst, in denen Bilder
gemalt sind. Schaut sehr interessant aus! Und schräg vor jeder Nische steht
eine Skulptur – manche sehr schön, einige aber comic-haft häßlich. Alle diese Figuren tragen
ein Licht, mit dem jede in ihre Nische mit dem Bild hineinleuchtet. Ich gehe
herum und schaue mir das an. Wirklich toll! Ich benutze Walkingstöcke zum
Gehen, weil mein Kreuz wieder einmal ordentlich schmerzt und ich mich kaum
aufrecht halten kann. Da hält ein alter, etwas dicklicher Mann meinen linken
Walkingstecken fest, sodaß ich nicht weitergehen kann. Dieser Mann – vom Typ
her ein fetter, alter, zerstreuter, dummer, aber besserwisserischer Gymnasialprofessor
– hat in seiner linken Hand selber einen Walkingstock und mit seiner rechten
Hand klammert er sich an meinen linken Stecken. Ich halte meine Stöcke ganz
regulär mit den Händen durch die Schlaufen, wie er seinen linken auch, aber
meinen linken hält er verbissen im oberen Drittel fest. Zuerst warte ich, bis
er seinen Irrtum bemerkt, aber er merkt es nicht. Er läßt nicht los. Ich sage
ihm. „Sie halten meinen Stock!“ Er sagt nichts, aber tut so, als wäre das
seiner.
Ich sehe am Boden seinen schwarzen Stock liegen und sage:
„Da! Schauen Sie! Da liegt ihr rechter Stock!“ Er aber reagiert nicht und
schaut mich feindselig an. Da lasse ich meinen linken Stock los und hebe seinen
vom Boden auf um ihn dem Mann zu geben. Dann wird er es wohl endlich kapieren.
Ich erwarte, er wird sagen: „Entschuldigung! Ich habe mich geirrt. Danke!“ und
mir meinen Stecken zurückgeben. So geschah es aber nicht.
Er ist mit meinem Stock abgehauen und nirgends mehr zu
finden und mein rechter Stock ist jetzt merkwürdigerweise auch verschwunden,
der am Boden ebenso. Wo sind die Stecken jetzt alle! Weiß nicht.
Jedenfalls stehe ich ohne Walkingstöcke da und schaue noch
ein wenig auf die Ausstellung, wo ich nicht weiß, ob sie schon fertig ist oder
noch aufgebaut wird; die da noch schleifen könnten ja auch schon zur
Eröffnungsperformance gehören.
Ich mache mir Sorgen, wie ich bei meinem schmerzenden Kreuz
und zusammengekrümmt die lange Heimreise, die unmittelbar bevorsteht, ohne
Stöcke schaffen soll.
(11.10.2017)
©Peter Alois Rumpf Oktober 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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