Donnerstag, 5. Oktober 2017

780 Viele Lacken

Aufraffen. Ich muß mich aufraffen. Oder: „rafn“ = raufen. Ich war nie ein „Raffer“ = Raufer. Oder: RAF. Rote Armee Fraktion oder Royal Air Force.

Könige haben wir nicht. Der letzte König, dem ich begegnet bin, hat sich als feiger Diktator herausgestellt. Da habe ich mich täuschen lassen.

Was kommt nach dieser Verlegenheitseinleitung, die das Schreibgefährt – lesen hat schon etwas mit Fährten lesen zu tun – oder den Sprachautomatismus – hmm - wahrscheinlich in die falsche Richtung lenkt?

Wenn am Gang draußen (für deutsche LeserInnen: Flur) vor der Tür jemand laut redet, besonders wenn es ein Mann ist – und in Handyzeiten kommt das schnell einmal vor – dann fühle ich mich hier herinnen (im österreichischen Wörterbuch belegt) im Bett bedroht. Das ist nur eine Feststellung.

Die Sprache verrät sich selbst: wenn wir etwas fest stellen, machen wir aus einem Moment etwas Festes, während der Fluß in Wirklichkeit weitergeflossen ist. Wenn wir etwas feststellen, haben wir die Wirklichkeit bloß photographiert. Bis das Photo fertig ist, ist es schon Vergangenheit.

Gut, ich bin natürlich nicht der Erste, der das feststellt. „Die Ersten werden die Letzten sein.“ Ergo: ich werde nicht der Letzte sein.
Stimmt! Ich werde nicht der letzte sein, der stirbt.

Jetzt muß ich an meine sterbende Mutter denken, an ihre schon röchelnde Atemzüge. Ich erinnere mich, daß sie immer im Schlaf sterben wollte. Einschlafen und vom Tod nichts mitbekommen. Sie ist tatsächlich im Schlaf gestorben, aber daß man vom eigenen Sterben und Tod nichts mitbekommt, das kann ich nicht glauben. Aber wer weiß, ich kann es ja nicht wissen. Vielleicht segelt man von einem Traum zum nächsten und merkt nicht, daß man gar nicht mehr aufwacht.

Ich möchte bewußt sterben. Ich möchte dem Tod wach gegenübertreten. Ich möchte ihm in die Augen schauen, wenn er immer näher gewandert kommt. Wenn ich genug Zeit dafür hätte, wäre ich froh. Das wäre mir lieber als Tschak! Bumm! Aus! Obwohl: irgendwann kommt der Moment von tschak, bumm, aus.
Wir werden's ja sehen, früher oder später.

In einem Traumbild - fix und starr wie eine Fotografie – sehe ich vor mir eine Schotterfläche mit vielen Lacken. (Für deutsche LeserInnen: Pfützen. Vgl. Engl. „lake“) Eine Stätte, wie sie es in meiner Kindheit noch häufig gegeben hat, als noch nicht jede Straße, jeder Parkplatz, jeder Weg asphaltiert war. Festgestampfte Erde, Schotter darüber, Stellen, wo die harte Erde herauskommt, spärlicher Pflanzenbewuchs, die typischen Pionierkräuter. Und eben – wie gesagt – viele Lacken. Offensichtlich nach einem Regen. Nichts bewegt sich. Kein Wind. Kein Hauch. Kein Regentropfen.








(5.10.2017)











©Peter Alois Rumpf    Oktober 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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