Freitag, 13. Oktober 2017

786 Sonst könnte ich mich erinnern

Bei aller Formulierlust, Erzählfreude oder -manie, bis hin zur Geschwätzigkeit – wenn ich mit einer Erkenntnis konfrontiert bin, wo ich mich deutlich sehe in meiner Unzulänglichkeit, da verstumme ich.
Entsetzen erschrickt mein Herz, mein Geist sucht einen Ausweg und findet keinen, Scham verschließt mir den Mund.
Worauf immer in meinem Leben ich auch meinen Bewußtseinsspot richte, wie ich es auch hin und her drehe: es starrt mich die alte, ausweglose Gestalt des Versagens an.
Dann halte ich mich selber kaum aus.
Dann sehe ich eine hohle Figur, die nie auch nur ein Fünkchen authentisches Leben gelebt hat.
Denn sonst könnte ich mich erinnern.
Nicht nur in der fernen Vergangenheit finde ich nichts, auch gestern nichts, und auch nichts vor fünfzehn Minuten, als ich mit schmerzenden Schritten aufs Klo gegangen bin.
Im Gegenteil: alles, was ich sehe, klagt mich an.

Wenn ich nicht ganz demütig – im guten, echten Sinn des mißbrauchten Wortes – und tapfer sein werde, wird die unausweichliche Rekapitulation am Ende meines Lebens – mit jeder einzelnen meiner Entscheidungen, meiner Handlungen, meiner Taten und Unterlassungen von der Zeugung bis zum dann gegenwärtigen Augenblick des Absterbens (Amen!) konfrontiert - furchtbar sein.


Aber wenigstens habe ich dann die Chance, das alles zu verstehen.










(13.10.2017)












©Peter Alois Rumpf    Oktober 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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