766 Ich bin schon wirklich vertrottelt!
Ich bin schon wirklich vertrottelt! Ich mache vorm
Zu-Bett-Gehen das Fenster auf, um zu lüften und weil es draußen regnet, so
richtig schön regnet, und ich dieses Rauschen so gerne höre, beschließe ich,
das Fenster noch ein wenig offen zu lassen, um dann im Bett beim offenen
Fenster dem Regen zu lauschen und noch ein wenig zu schreiben. Ich ziehe die
Tagesdecke ab, schlage die Bettdecke zurück, nehme meinen Pyjama, ziehe die
Tageskleidung aus und das Nachtgewand an und dann, und dann, weiß der Teufel! …
als ich mich ins Bett lege, merke ich, ich habe das Fenster schon zugemacht und
die Rollo (ich weiß! Ich weiß!) heruntergelassen.
Jetzt mache ich das Fenster nicht mehr auf. Aber das gefällt
mir nicht, daß ich – öfters kommt das schon vor – nicht mehr weiß, was ich tue
und daß gefaßte Entschlüsse schon zwei Sekunden später wieder vergessen sind!
Heute ärgere ich mich überhaupt, weil ich die Mahnung für
eine Rechnung zugeschickt bekommen habe, ohne die bestellte Ware und damit die
beigelegte Rechnung je erhalten zu haben. Weil die Firma gleich mit
Rechtsanwälten und Inkassobüros – also kann man ruhig sagen: mit finanziellen Inkassoschlägern - gedroht hat, habe ich mich
einschüchtern lassen und den offenen Betrag gleich bezahlt. Ich ärgere mich
auch, weil ich die gesetzliche Lage nicht kenne und mir nie einen Anwalt
leisten könnte, schon gar nicht für einen längeren Prozeß.
Wenn diese Firma seriös wäre, könnte sie doch auch so
schreiben: „Bei Durchsicht der … etcetera ...daß die Rechnung vom … etcetera …
noch offen ist. Wir fragen nach, ob sie die Lieferung erhalten haben, oder ob
es Probleme mit der Zustellung gegeben hat. Im Anhang finden Sie die Kontaktdaten
der Firma Sowieso, der wir die Sendung anvertraut haben. Auch wir von unserer
Seite aus werden nachfragen, wenn Sie die Lieferung nicht erhalten haben.
Sollten Sie einfach vergessen haben, zu zahlen, bitten wir Sie, das bis Datum
zu erledigen.“
Mich ärgert die A-priori-Unterstellung, daß ich nicht zahlen
will oder sonst etwas Böses vorhabe. Ich pflege meine Rechnungen pünktlich,
eigentlich sofort nach Erhalt zu bezahlen. Da machen die „ihre eigene
Verdorbenheit zum Maßstab für andere“ (Formulierung nach einem Döbereinerzitat)
Dann will ich schreiben und sehe, mein Notizbuch ist schon
voll. Ich wundere mich, daß mir das noch nicht aufgefallen ist. Ich nehme ein
neues, reiße die Plastikfolie herunter und will sie im Atelier in den Mistsack
werfen. Weil ich bereits beim Zu-Bett-Gehen war, hatte ich nach dem Besuch im
Bad schon alle Lampen gelöscht. Weil es keinen Sinn hat, jetzt diese saublöden
Energiesparlampen aufzudrehen, weil die eine halbe Stunde brauchen, bis sie
leuchten und eigentlich erst nach zwanzig Minuten wieder abgedreht werden
sollten – was für eine Idiotie! was für eine Idiotie! - da wäre es gescheiter,
wir verwendeten Kienspäne! Die hätten wenigstens ein schönes Licht (siehe Peter Rosegger) - tappe ich im Dunkeln zum Mistsack, der im Atelier
an der Badezimmertür hängt. Irgendwo da unten bei meinen Füßen hockt oder
schleicht die Katze herum. Ich muß es ihr erklären: „Merk dir, wir Menschen
sehen im Finstern nicht so gut wie ihr Katzen! Merk dir das! Unser Sehorgan ist
einfach nicht so gut. Und ich, ich bin überhaupt schon recht nachtblind. Also
mein nächtliches Sehvermögen ist noch unter dem durchschnittlichen
Menschensehniveau. Weiche bitte aus, sonst steige ich dir unabsichtlich
irgendwo drauf!“
Dann komme ich zurück und nehme das neue Notizbuch, merke
aber, daß das volle nicht mein aktuelles war, sondern sein Vorgänger. (Tja,
wenn man ohne Brillen …) In meinem aktuellen, das ich auf den falschen Stapel
(auf den der Traumtagebücher) abgelegt hatte, ist noch genügend Platz.
Ich glaube, es ist für heute besser, ich bereite mich zum
Schlafen. Es geht eh schon auf eins zu.
(19./20.9.2017)
©Peter Alois Rumpf September
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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