Montag, 11. September 2017

757 Das Knopfnasenmädchen

Wieder ist sie weg und ich weiß nicht, was tun. Das Knopfnasenmädchen. Wie das im Traum halt so ist. Nur langsam werde ich die verwirrenden Traumgefühle los, nur langsam sinkt der Wasserpegel der Traumüberschwemmung. Mir soll's recht sein; vielleicht bleiben ein paar verwertbare Trümmer zurück. Der kleine Bahnhof unten am Steilhang. Die fragwürdige Bushaltestelle unten am Talboden. Der eigenartige Weg über die Stufen hinauf zum Ort, der, wenn ich wieder zum Bahnhof hinuntergehe, viel länger ist und ganz anders verläuft; im Zickzack führen dann die Straßen hinunter.

Nicht, daß ich daran etwas verstehe oder auch nur einigermaßen deuten könnte. Nur die Gefühle sind stark, aber auch die könnte ich nicht beschreiben. Höchstens, daß ich schlecht in der Orientierung und verwirrt bin. Wann fährt der Bus? Haben wir den ersten nicht schon versäumt? Ist das wirklich die richtige Bushaltestelle? Liegt sie nicht schon verdächtig zu weit vom Bahnhof? Was ist mit dem kleinen, zerbrechlichen Mädchen? Wo ist sie? Sie wollte sich doch nur erkundigen. Warum kommt sie nicht daher? Sie ist doch aus der Gegend! Ist sie nicht viel zu jung für mich? Und eigentlich überhaupt nicht schön? Aber etwas Liebes hat sie! Aber meine Freundin? …

Mir fallen vor Müdigkeit immer wieder die Augen zu und mein Kopf kippt – wie immer – nach links. Die Alltagsgeräusche erreichen mein Bewußtsein nur peripher und bleiben verschwommen. Ich ärgere mich, wenn – nachdem ich etwas eingenickt bin und dadurch meine rechte Hand mit dem Kugelschreiber länger auf der gleichen Stelle am Papier der Notizbuchseite zu liegen gekommen ist – wenn dann an dieser Stelle beim Weiterschreiben der Kugelschreiber nicht mehr greift. Vermutlich, weil inzwischen Fett von meiner Haut auf das Blatt Papier übertragen wurde.
Der Mensch ist sich selten bewußt, daß er permanent Fett abgibt. Schauen Sie sich eine Stelle an, die Menschen immer wieder und häufig berühren, seien es die Füße einer Statue eines verehrten Heiligen oder eine bestimmte Stelle an einem Holzgeländer oder die Gegend um die Türschnalle einer oft benutzten Holztür – sie ist nicht nur glatt geschmirgelt, sondern auch eingefettet.

Ja, das war's. Mit dieser kleinen Belehrung schließe ich den Text ab.








(11.9.2017)












©Peter Alois Rumpf    September 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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