757 Das Knopfnasenmädchen
Wieder ist sie weg und ich weiß nicht, was tun. Das
Knopfnasenmädchen. Wie das im Traum halt so ist. Nur langsam werde ich die
verwirrenden Traumgefühle los, nur langsam sinkt der Wasserpegel der
Traumüberschwemmung. Mir soll's recht sein; vielleicht bleiben ein paar
verwertbare Trümmer zurück. Der kleine Bahnhof unten am Steilhang. Die
fragwürdige Bushaltestelle unten am Talboden. Der eigenartige Weg über die
Stufen hinauf zum Ort, der, wenn ich wieder zum Bahnhof hinuntergehe, viel
länger ist und ganz anders verläuft; im Zickzack führen dann die Straßen
hinunter.
Nicht, daß ich daran etwas verstehe oder auch nur
einigermaßen deuten könnte. Nur die Gefühle sind stark, aber auch die könnte
ich nicht beschreiben. Höchstens, daß ich schlecht in der Orientierung und
verwirrt bin. Wann fährt der Bus? Haben wir den ersten nicht schon versäumt?
Ist das wirklich die richtige Bushaltestelle? Liegt sie nicht schon verdächtig
zu weit vom Bahnhof? Was ist mit dem kleinen, zerbrechlichen Mädchen? Wo ist
sie? Sie wollte sich doch nur erkundigen. Warum kommt sie nicht daher? Sie ist
doch aus der Gegend! Ist sie nicht viel zu jung für mich? Und eigentlich
überhaupt nicht schön? Aber etwas Liebes hat sie! Aber meine Freundin? …
Mir fallen vor Müdigkeit immer wieder die Augen zu und mein
Kopf kippt – wie immer – nach links. Die Alltagsgeräusche erreichen mein
Bewußtsein nur peripher und bleiben verschwommen. Ich ärgere mich, wenn –
nachdem ich etwas eingenickt bin und dadurch meine rechte Hand mit dem
Kugelschreiber länger auf der gleichen Stelle am Papier der Notizbuchseite zu
liegen gekommen ist – wenn dann an dieser Stelle beim Weiterschreiben der
Kugelschreiber nicht mehr greift. Vermutlich, weil inzwischen Fett von meiner
Haut auf das Blatt Papier übertragen wurde.
Der Mensch ist sich selten bewußt, daß er permanent Fett
abgibt. Schauen Sie sich eine Stelle an, die Menschen immer wieder und häufig
berühren, seien es die Füße einer Statue eines verehrten Heiligen oder eine
bestimmte Stelle an einem Holzgeländer oder die Gegend um die Türschnalle einer
oft benutzten Holztür – sie ist nicht nur glatt geschmirgelt, sondern auch
eingefettet.
Ja, das war's. Mit dieser kleinen Belehrung schließe ich den
Text ab.
(11.9.2017)
©Peter
Alois Rumpf September 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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