Freitag, 8. September 2017

755 Mein Kleiderberg da drüben am Sessel

Mein Kleiderberg da drüben am Sessel – eher in Grautönen, aber mit ein paar bunten Tupfern – schaut mich fast elegisch an. Vielleicht weil er abzurutschen droht. Und meine Walkingstöcke lehnen in übertriebener Weise an der Wandkonsole mit dem Räucherwerkzeug. Wie ich länger hinschaue konsolidieren sich die Walkingstecken wieder und lehnen nun normal, nicht mehr gar so schräg.

Vorhin aus dem Atelierfenster blickend habe ich in der Morgendämmerung einen wunderschönen, verdunstenden Mond gesehen.

Das Surren in den Ohren habe ich schon gestern beschrieben; ich konzentriere mich jetzt nicht darauf; ich will mich nicht wiederholen, aber was ich so im oberflächlichen Hinhören mitbekomme, konzentriert sich wieder alles links.

Dieses linkslastige Surren suggeriert oder erzeugt ein räumliches Bild, als hätte ich rechts eine Wand und meine linke Flanke wäre offen. Tatsächlich habe ich rechts die Zimmerwand und links den kleinen Raum und dann die angelehnte Zimmertür. Vor Müdigkeit lasse ich meinen Kopf nach links fallen, so, daß mein linkes Ohr fast senkrecht zum Boden „schaut“ - „fast senkrecht“ ist übertrieben, steil nach unten ist richtiger – und der Hörraum dreht sich einigermaßen mit. Das Surren befindet sich dadurch so halb links unten und die dunkle Stille rechts klafft rechts schräg nach oben.
Langsam scheint der Hörraum in Bewegung zu kommen und ich kann die Geräusche geographisch nicht mehr eindeutig zuordnen. Was bleibt, ist, daß der Schwerpunkt des Surrens vorm oder am linken Ohr liegt. Nun verlagert es sich ein wenig Richtung Hinterkopf. Ich versuche, ob es mir gelingt, das Surren nach rechts zu manövrieren; durch meinen Kopf hindurch, beim linken Ohr rein und beim rechten Ohr wieder raus. Ein paar Prozent vom Surren scheinen jetzt tatsächlich nach rechts gewandert zu sein, aber eher um den Hinterkopf herum. Mein Empfinden dafür, wo das sich rechte Ohr befindet, scheint jedoch auch weiter nach rechts gezogen worden zu sein, sodaß ich mein Ohr einen Dezimeter weiter rechts fühle, als es in Wirklichkeit ist.

Jetzt fliege ich aus dem Spiel raus und es heißt: zurück an den Anfang. Das Epizentrum des Surrens schwebt wieder eindeutig beim linken Ohr (an dem der Hals-Nasen-Ohrenarzt eindeutige Gehörschäden aus Lärmbelastung (Callcenter!) festgestellt hat). Am rechten Ohr schwebt lediglich ein dumpfes, tiefes, fast unhörbares, mehr gefühltes als gehörtes, aber nicht unsympathisches Summen. Das schrille Surren kulminiert eindeutig links. Wieder verschiebt sich der Hörraum etwas, aber ich will dem jetzt nicht nachgehen; ich bin noch zu müde, ich werde noch ein wenig zu schlafen versuchen.










(8.9.2017)













©Peter Alois Rumpf    September 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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