756 Das Unbehagen, das ich schon lange kenne
Den späten Sonntagnachmittag über habe ich mit Essen und
Fußballschauen, am Abend mit Zeit im Bild und Tatort das aufsteigende Unbehagen
über den kommenden Montag übertüncht und anschließend noch mit Internetsurfen.
(Mein Gott! Dieses Unbehagen kenne ich schon seit dem Kindergarten! Wenn es
denn nicht schon richtige Angst war.) Als ich dann alles abgedreht habe, ist das gesamte aufgestaute Unbehagen auf einmal
über mich hereingebrochen.
Plötzlich setzt draußen starker Regen ein und wie fast
immer: der Regenschauer kann soetwas auflösen. Ein wenig zumindest. Zumindest
bei seinem Beginn, wenn er alles einzuhüllen und zu übertönen scheint.
Jetzt ist er wieder vorbei, der Regen. Ein kurzes
Intermezzo, dann … dann fällt mir etwas ganz anderes ein. Mein Geist ist nun –
ausgelöst durch eine wilde Assoziationskette – weit in die Vergangenheit
gesprungen, bis zu einer Silvesterparty in unserer Wohngemeinschaft damals, wo
eine entschiedene, betrunkene und rücksichtslose Minderheit, der auch ich
angehörte, bestehend aus Bewohnern und Gästen, das Fest gesprengt hatte. Wir
hatten unseren kolossalen Badeofen eingeheizt, dabei erforscht, ob und festgestellt,
daß Scheiße brennt, und in der riesigen Badewanne zu fünft oder sechst gebadet
und sind dann anschließen nackt herumgelaufen und haben uns auch so derart
aufgeführt, daß wir die seriöseren Gäste und Wohnungsgenossen vertrieben haben;
sie haben nach einer kurzen Zeit des Widerstandes schlußendlich die Flucht ergriffen. Bei dieser ganzen
Aktion waren wir wie Kinder. Oder ich zumindest.
Ich erinnere mich noch, daß am nächsten Tag der verkaterte
Neujahrsspaziergang mit der ganzen Partie sehr schön war. Winterlich und
sonnig, der schlechte körperliche Zustand machte das Gehen bedächtig und sanft
und dadurch auf eine unspektakuläre Art feierlich und intensiv. Ich hörte – wie
fast immer in diesem Zustand – innen in mir Musik; und untereinander hatten wir
viel zu lachen.
Das ist mir eingefallen. Wann war das? 1977? 1976?
Der Regen hatte inzwischen wieder eingesetzt und wieder
aufgehört. Ich muß schmunzeln. Ja, wir waren wirklich wie die Kinder! (Wie
sagte mein Arbeitskollege immer? „Es ist nie zu spät für eine glückliche
Kindheit!“)
(10./11.9.2017)
©Peter
Alois Rumpf September 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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