Montag, 11. September 2017

756 Das Unbehagen, das ich schon lange kenne

Den späten Sonntagnachmittag über habe ich mit Essen und Fußballschauen, am Abend mit Zeit im Bild und Tatort das aufsteigende Unbehagen über den kommenden Montag übertüncht und anschließend noch mit Internetsurfen. (Mein Gott! Dieses Unbehagen kenne ich schon seit dem Kindergarten! Wenn es denn nicht schon richtige Angst war.) Als ich dann alles abgedreht habe, ist das gesamte aufgestaute Unbehagen auf einmal über mich hereingebrochen.

Plötzlich setzt draußen starker Regen ein und wie fast immer: der Regenschauer kann soetwas auflösen. Ein wenig zumindest. Zumindest bei seinem Beginn, wenn er alles einzuhüllen und zu übertönen scheint.

Jetzt ist er wieder vorbei, der Regen. Ein kurzes Intermezzo, dann … dann fällt mir etwas ganz anderes ein. Mein Geist ist nun – ausgelöst durch eine wilde Assoziationskette – weit in die Vergangenheit gesprungen, bis zu einer Silvesterparty in unserer Wohngemeinschaft damals, wo eine entschiedene, betrunkene und rücksichtslose Minderheit, der auch ich angehörte, bestehend aus Bewohnern und Gästen, das Fest gesprengt hatte. Wir hatten unseren kolossalen Badeofen eingeheizt, dabei erforscht, ob und festgestellt, daß Scheiße brennt, und in der riesigen Badewanne zu fünft oder sechst gebadet und sind dann anschließen nackt herumgelaufen und haben uns auch so derart aufgeführt, daß wir die seriöseren Gäste und Wohnungsgenossen vertrieben haben; sie haben nach einer kurzen Zeit des Widerstandes schlußendlich  die Flucht ergriffen. Bei dieser ganzen Aktion waren wir wie Kinder. Oder ich zumindest.

Ich erinnere mich noch, daß am nächsten Tag der verkaterte Neujahrsspaziergang mit der ganzen Partie sehr schön war. Winterlich und sonnig, der schlechte körperliche Zustand machte das Gehen bedächtig und sanft und dadurch auf eine unspektakuläre Art feierlich und intensiv. Ich hörte – wie fast immer in diesem Zustand – innen in mir Musik; und untereinander hatten wir viel zu lachen.

Das ist mir eingefallen. Wann war das? 1977? 1976?

Der Regen hatte inzwischen wieder eingesetzt und wieder aufgehört. Ich muß schmunzeln. Ja, wir waren wirklich wie die Kinder! (Wie sagte mein Arbeitskollege immer? „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit!“)









(10./11.9.2017)












©Peter Alois Rumpf    September 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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