Dienstag, 19. September 2017

765 Ich bin in Australien

Ich bin in Australien. Nein, nicht in Neuseeland; in Australien! Ich treffe dort zufällig auf der Straße … Nein! Stop! Ganz falsch. Die Geschichte fängt ganz anders an: ich bin in Irdning, dem Markt, in dem ich aufgewachsen bin. Meine Frau und ich sind in einem Haus, wahrscheinlich meinem Elternhaus, als ich einen Anruf einer Ex-Geliebten bekomme. Ich bin erleichtert, endlich ruft sie an! Weil meine Frau daneben steht, gehe ich vor's Haus. Sie muß nicht unbedingt mitbekommen, mit wem ich telefoniere. Ich gehe so die Straße entlang und denke: endlich ruft sie an! Das wird unser dritter Durchgang! (Aller guten Dinge sind drei.) Super!
Dann gibt es Störungen in unserer Verbindung und ich verstehe nichts mehr. Aber sie ist hier im Ort!
Ich gehe die Lindenallee Richtung Grabenwirt, da sehe ich – noch während ich zu telefonieren versuche und nichts verstehe – ihren Mann daherkommen. Ich schlendere, er geht schnell und überholt mich. Er grüßt mich kurz, aber ich bin so auf das Gespräch konzentriert, beim Versuch, trotz aller Störungen etwas zu verstehen, daß ich nur kurz in seine Richtung nicke und mich auf kein Geplauder mit ihm einlasse. Weiß er, daß ich mit seiner Frau telefoniere? Anscheinend schon, den er ruft mir, als er schon fast unten beim Grabenwirt ist, während ich noch oben am Hügel bin, etwas zu, daß mit diesem Gespräch mit seiner Frau zu tun hat. Ich soll irgendetwas abholen oder hinbringen.
Es freut mich, daß sie hier im Ort ist und ich bin mir sicher, daß diese Bringerei oder Holerei nur ein Vorwand von ihr ist, um uns treffen zu können. Das habe ich ganz deutlich am Tonfall ihrer Stimme gemerkt. Ich bin schon voller Erwartung. Aber dann geht es aus unerfindlichen Gründen nicht recht weiter. Ich muß mich mit meinen Eltern herumschlagen, und dann, also jetzt, ich bin jetzt in Australien. Was passiert da! Verdammt! Ich telefoniere immer noch mit meiner Ex-Geliebten. Während dieses stundenlangen Telefonats wurde ich offensichtlich transloziert. Ich kann mich aber nicht erinnern, worüber wir gesprochen haben oder ob ich wegen der Störungen überhaupt etwas verstanden habe.

Jedenfalls bin ich nach diesem Telefonat völlig erschöpft. Ich stehe spät nachts in einer kleinen australischen Stadt. Alles hat geschlossen. Aber gottseidank geht da auf der Straße ein älteres Paar und ich frage sie, wo ich hier jetzt noch eine Übernachtungsmöglichkeit finden kann, Hotel oder so. (Sehr glaubwürdig ist das nicht bei meinen überaus schlechten Englischkenntnissen!) Sie antworten: nirgends! Aber sie laden mich zu sich in ihr Haus ein, führen mich zu einem kleinen Häuschen im Garten, mit allem Drum und Dran, Klo, Badezimmer und so, und dort kann ich schlafen.

Perfekt!, denke ich, ich hätte es nicht besser erwischen können.









(19.9.2017)










©Peter Alois Rumpf    September 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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