765 Ich bin in Australien
Ich bin in Australien. Nein, nicht in Neuseeland; in
Australien! Ich treffe dort zufällig auf der Straße … Nein! Stop! Ganz falsch.
Die Geschichte fängt ganz anders an: ich bin in Irdning, dem Markt, in dem ich
aufgewachsen bin. Meine Frau und ich sind in einem Haus, wahrscheinlich meinem
Elternhaus, als ich einen Anruf einer Ex-Geliebten bekomme. Ich bin
erleichtert, endlich ruft sie an! Weil meine Frau daneben steht, gehe ich vor's
Haus. Sie muß nicht unbedingt mitbekommen, mit wem ich telefoniere. Ich gehe so
die Straße entlang und denke: endlich ruft sie an! Das wird unser dritter
Durchgang! (Aller guten Dinge sind drei.) Super!
Dann gibt es Störungen in unserer Verbindung und ich
verstehe nichts mehr. Aber sie ist hier im Ort!
Ich gehe die Lindenallee Richtung Grabenwirt, da sehe ich –
noch während ich zu telefonieren versuche und nichts verstehe – ihren Mann
daherkommen. Ich schlendere, er geht schnell und überholt mich. Er grüßt mich
kurz, aber ich bin so auf das Gespräch konzentriert, beim Versuch, trotz aller
Störungen etwas zu verstehen, daß ich nur kurz in seine Richtung nicke und mich
auf kein Geplauder mit ihm einlasse. Weiß er, daß ich mit seiner Frau
telefoniere? Anscheinend schon, den er ruft mir, als er schon fast unten beim
Grabenwirt ist, während ich noch oben am Hügel bin, etwas zu, daß mit diesem
Gespräch mit seiner Frau zu tun hat. Ich soll irgendetwas abholen oder
hinbringen.
Es freut mich, daß sie hier im Ort ist und ich bin mir
sicher, daß diese Bringerei oder Holerei nur ein Vorwand von ihr ist, um uns
treffen zu können. Das habe ich ganz deutlich am Tonfall ihrer Stimme gemerkt.
Ich bin schon voller Erwartung. Aber dann geht es aus unerfindlichen Gründen
nicht recht weiter. Ich muß mich mit meinen Eltern herumschlagen, und dann,
also jetzt, ich bin jetzt in Australien. Was passiert da! Verdammt! Ich
telefoniere immer noch mit meiner Ex-Geliebten. Während dieses stundenlangen
Telefonats wurde ich offensichtlich transloziert. Ich kann mich aber nicht
erinnern, worüber wir gesprochen haben oder ob ich wegen der Störungen
überhaupt etwas verstanden habe.
Jedenfalls bin ich nach diesem Telefonat völlig erschöpft.
Ich stehe spät nachts in einer kleinen australischen Stadt. Alles hat
geschlossen. Aber gottseidank geht da auf der Straße ein älteres Paar und ich
frage sie, wo ich hier jetzt noch eine Übernachtungsmöglichkeit finden kann,
Hotel oder so. (Sehr glaubwürdig ist das nicht bei meinen überaus schlechten
Englischkenntnissen!) Sie antworten: nirgends! Aber sie laden mich zu sich in
ihr Haus ein, führen mich zu einem kleinen Häuschen im Garten, mit allem Drum
und Dran, Klo, Badezimmer und so, und dort kann ich schlafen.
Perfekt!, denke ich, ich hätte es nicht besser erwischen
können.
(19.9.2017)
©Peter
Alois Rumpf September 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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