761 Mein Schreiben beginnt mit einem tiefen Atemzug
Ich atme die kühle Nachtluft ein; mein Schreiben beginnt mit
einem tiefen Atemzug, das Ausatmen wie Seufzen, wenn ich denn auch die Luft so
gierig reinsaufe.
Jetzt ruhiger – noch einmal ein tiefer Atemzug, der mir beim
Ausatmen wieder zum Seufzer gerät.
Diese tiefen Atemzüge, die Regionen meines Leibes erreichen,
wo ich sonst nicht hinatme, lösen dort Moleküle meines abgelagerten Schmerzes
und meiner eingefrorenen Trauer heraus, die in mir aufsteigen und beginnen,
meine Augen mit Tränen zu füllen. Sie kommen nicht weit damit, denn mehr als
drei, vier der tieferen Atemzüge lasse ich nicht zu, und die in gehörigen
Abständen. Aber ich spüre diese Moleküle hinter meinen Augen. Ich flüstere vom
Bett aus, in dem ich zu dieser nachtschlafenen Zeit wach hocke, zum offenen
Fenster ein „Danke!“ hinaus; einfach so, einfach hinaus, ohne genaue
AdressatInnen, einfach so über die Grenzen meiner Endlichkeit hinaus
gesprochen, trauernd, aber nicht verzweifelt, fest, gefaßt, ohne Vorwürfe an
irgendjemanden (wenn schon, dann eher an irgendetwas).
Der nächste tiefere Atemzug bringt ein Lächeln, auch das da
verschenkt, großzügig beim Fenster hinausge … „geworfen“ wäre zu hart und zu
schnell … ich lasse es hinausschweben, hinaussegeln und sehe nicht, wie weit es
kommt, denn für mich selbst ist es doch unsichtbar.
Ich werde jetzt schlafen. Ich muß morgen früh hinaus.
(15./16.9.2017)
©Peter
Alois Rumpf September 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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