Samstag, 16. September 2017

761 Mein Schreiben beginnt mit einem tiefen Atemzug

Ich atme die kühle Nachtluft ein; mein Schreiben beginnt mit einem tiefen Atemzug, das Ausatmen wie Seufzen, wenn ich denn auch die Luft so gierig reinsaufe.

Jetzt ruhiger – noch einmal ein tiefer Atemzug, der mir beim Ausatmen wieder zum Seufzer gerät.

Diese tiefen Atemzüge, die Regionen meines Leibes erreichen, wo ich sonst nicht hinatme, lösen dort Moleküle meines abgelagerten Schmerzes und meiner eingefrorenen Trauer heraus, die in mir aufsteigen und beginnen, meine Augen mit Tränen zu füllen. Sie kommen nicht weit damit, denn mehr als drei, vier der tieferen Atemzüge lasse ich nicht zu, und die in gehörigen Abständen. Aber ich spüre diese Moleküle hinter meinen Augen. Ich flüstere vom Bett aus, in dem ich zu dieser nachtschlafenen Zeit wach hocke, zum offenen Fenster ein „Danke!“ hinaus; einfach so, einfach hinaus, ohne genaue AdressatInnen, einfach so über die Grenzen meiner Endlichkeit hinaus gesprochen, trauernd, aber nicht verzweifelt, fest, gefaßt, ohne Vorwürfe an irgendjemanden (wenn schon, dann eher an irgendetwas).

Der nächste tiefere Atemzug bringt ein Lächeln, auch das da verschenkt, großzügig beim Fenster hinausge … „geworfen“ wäre zu hart und zu schnell … ich lasse es hinausschweben, hinaussegeln und sehe nicht, wie weit es kommt, denn für mich selbst ist es doch unsichtbar.

Ich werde jetzt schlafen. Ich muß morgen früh hinaus.







(15./16.9.2017)













©Peter Alois Rumpf    September 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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