726 Lärchkaralm
Was habe ich vor zwölf Jahren für ein Glück gehabt? Ich kann
mich nicht erinnern. Zweitausendfünf. Keine Ahnung.
Mein geliebter Blick über die Alm löst keine Bilder, keine
Gedanken, keine Worte aus. Das muß kein schlechtes Zeichen sein. Aber trotzdem
gehe ich jetzt hinaus, um nachzuschauen, ob ich nicht doch etwas sehe.
Es dämmert bereits. In der Hütte ist es schon ziemlich
dunkel. Wolken, Nebelschwaden und feiner Nieselregen ziehen über die Berge und
den Almboden hin. Vom Dach tropft es. Die Luft ist frisch, würzig und feucht.
Die Kuh steht vorm wohlbekannten Tor und wartet, bis es aufgemacht wird. Sie
will in den Stall. Andere Kühe brüllen und rufen von der Ferne. Weil die
Glockenkuh recht flott den Forstweg weiter hinauf und nach hinten Richtung
Talschluß rennt, entfernt sich das Läuten immer mehr und wird leiser. Ein Auto
höre ich durch Wasserlacken fahren. Vögel singen. Ich erkenne sie am Ruf nicht.
Der Kuh, die vorm Tor gestanden ist, ist die Warterei zu blöd geworden und
kommt in meine Nähe und schaut mich kurz ganz neugierig an. Dann trottet sie
weiter und stellt sich unter eine astdichte Fichte.
Ich sitze im Trockenen, aber die Nässe rundherum hat etwas
fruchtbarkeitsverheißendes. Plötzlich riecht es nach Kerzenparaffin; ich
wundere mich, wo das herkommt. Ein leichter Wind kommt auf, mir wird kalt, ich
gehe in die Hütte zurück. Meine Seele kommt mir ausgelaugt vor, aber vielleicht
sind es bloß meine Gedanken, die sich erschöpft haben.
(2./12.7.2017)
©Peter Alois Rumpf
Juli 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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