Mittwoch, 26. Juli 2017

726 Lärchkaralm

Was habe ich vor zwölf Jahren für ein Glück gehabt? Ich kann mich nicht erinnern. Zweitausendfünf. Keine Ahnung.

Mein geliebter Blick über die Alm löst keine Bilder, keine Gedanken, keine Worte aus. Das muß kein schlechtes Zeichen sein. Aber trotzdem gehe ich jetzt hinaus, um nachzuschauen, ob ich nicht doch etwas sehe.


Es dämmert bereits. In der Hütte ist es schon ziemlich dunkel. Wolken, Nebelschwaden und feiner Nieselregen ziehen über die Berge und den Almboden hin. Vom Dach tropft es. Die Luft ist frisch, würzig und feucht. Die Kuh steht vorm wohlbekannten Tor und wartet, bis es aufgemacht wird. Sie will in den Stall. Andere Kühe brüllen und rufen von der Ferne. Weil die Glockenkuh recht flott den Forstweg weiter hinauf und nach hinten Richtung Talschluß rennt, entfernt sich das Läuten immer mehr und wird leiser. Ein Auto höre ich durch Wasserlacken fahren. Vögel singen. Ich erkenne sie am Ruf nicht. Der Kuh, die vorm Tor gestanden ist, ist die Warterei zu blöd geworden und kommt in meine Nähe und schaut mich kurz ganz neugierig an. Dann trottet sie weiter und stellt sich unter eine astdichte Fichte.

Ich sitze im Trockenen, aber die Nässe rundherum hat etwas fruchtbarkeitsverheißendes. Plötzlich riecht es nach Kerzenparaffin; ich wundere mich, wo das herkommt. Ein leichter Wind kommt auf, mir wird kalt, ich gehe in die Hütte zurück. Meine Seele kommt mir ausgelaugt vor, aber vielleicht sind es bloß meine Gedanken, die sich erschöpft haben.






(2./12.7.2017)













©Peter Alois Rumpf    Juli 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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