725 Meine korrupte Seele
Meine korrupte Seele geht jeden Tag mindestens
dreitausendvierhunderteinundzwanzig faule Kompromisse ein, wo sie gegen ihr
Empfinden nachgibt, „Na gut! Von mir aus!“, um des lieben Friedens willen
verstummt, oder den Streit aufgibt, bevor alles ausgesprochen ist, oft um
andere nicht oder nicht noch mehr zu verletzen. Selber geht sie dabei drauf,
wird immer häßlicher und ekelhafter. Und verliert völlig die Orientierung. Sie
weiß nicht mehr, was sie ist, was sie will, wo sie ist und weiß einfach nicht
weiter, obwohl sie noch spürt: da stimmt etwas nicht, ich bin noch nicht
durchgekommen. Und dann flüchtet sie aus der unerträglichen Situation in die
Phantasie; bringt sich dort in Sicherheit und – wie sie hofft – ins Reine.
So etwas geht natürlich nicht. Man kann nicht auf eine
korrumpierte Wirklichkeit ein reines Geistesleben aufbauen. Die unerledigten
Konflikte schießen quer, man liegt unter permanentem Maschinengewehrfeuer und
die Phantasiewelt wird gewalttätig, sehr gewalttätig und verzerrt die inneren
Bilder und mein Gesicht.
Dabei will ich doch nur, daß der Krieg endlich aus ist.
(28.6.2017)
©Peter Alois Rumpf
Juni 2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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